Kalt servierte Rache
Im Ersten lief gestern Abend (dies ist derzeit zwar Live-Blogging, aber es ist zeitlich verständlicher) eine Reportage über das Problem der Medien ihre Zuschauer, Leser und Kunden zu halten. Unter dem Titel "Quoten, Klicks & Kohle" wurde dargestellt, vor welch schweren Aufgaben die Medien in der Zeit des Nutzungsumbruchs stehen. Immer mehr Menschen informieren sich im Internet, Zeitungen leiden unter Auflagenschwund und auch das Fernsehen sieht sich bedroht. In zahlreichen Einzelbeiträgen hat die ARD die bereits vorhandenen als auch die kommenden Probleme aufgearbeitet und anhand von Wortmeldungen aus der Medienbranche legitimiert.

Die journalistische Objektivität wurde bei einem Bereich allerdings sichtbar auf Sparflamme runtergeregelt. Innerhalb der Berichterstattung zu dem Konflikt zwischen den öffentlich-rechtlichen Senderfamilien ARD und ZDF und dem Verband der Zeitungsverleger schwang eine wahrnehmbar große Portion an Rachegelüsten mit. Hintergrund des Konflikts ist der Wunsch der Öffentlich-Rechtlichen im Internet mehr Wortjournalismus anzubieten, was die Verleger als Angriff auf den eh nur noch mit Mühe aufrechtgehenden Printjournalismus betrachten. Es wurde auf angebliche Negativkampagnen aufmerksam gemacht, die aus dem Bereich der Verleger die Onlineaktivitäten der ARD in Misskredit brachten, indem sie die Investitionskosten auf mehrere Milliarden Euro schätzten, was die ARD aber netterweise direkt im Beitrag korrigierte.
Zu guter Letzt nahm sich die Reportage auch die Privatsender vor. Alles auf Quote, schrien die Beiträge den Privatsendern zu und als Beweis dafür, dass nur noch Kohle zählt, wurden einige Ausschnitte aus dem Programm von RTL und Sat.1 gezeigt, die qualitätive Hochwertigkeit vermissen ließen - unter anderem Extra und DSDS.

Dass die Privatsender nicht die Sperrspitze des Qualitätsfernsehens sind, ist unbestritten. Aber in einer Reportage über die Zukunft der Medien - hauptsächlich im Internet - die Sender für den Inhalt ihres Programms an der Pranger zu stellen und dabei kein Wort über Missgriffe des eigenen Hauses zu verlieren, scheint mir recht polarisierend. Auch, dass der Streit zwischen ARD und dem Verlegerverband als Hetzjagd dargestellt wurde, scheint mir weniger mit dem Thema Medienzukunft zu tun zu haben als mit dem Umstand, dass sich auch die Programmmacher der ARD durchaus an den Karren gepisst fühlen können. So verkommt auch der staatliche Bildungauftrag zu einer Posse. Obwohl, lernen konnte man aus der Reportage bei aufmerksamen Zuschauen auf jeden Fall: dass man auch der Objektivität der ARD nicht blind vertrauen sollte.

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