Ich bin in meiner vierten Woche. In den drei vorhergegangenen habe ich einen von der Agentur finanzierten Unit-Spaß (sprich: Teamabend), drei Praktikantenverabschiedungen mit Sekt und Schnittchen, zwei Geburtstage mit Kuchen und zwei Agenturereignisse mit Sekt, Bier, Schnittchen und Sandwiches erlebt. In einem vertraulichen Gespräch mit einer Projektleiterin habe ich erfahren, dass man als Beschäftigter in dieser Agentur vor allem kompetent, teamorientiert und trinkfest sein sollte. Langsam lichtet sich das Geheimnis, warum ich wirklich hier sein darf.
Dass der ehemalige Personalchef, bei dem ich mein Vorstellungsgespräch hatte und der seit nunmehr vier Monaten nicht mehr in der Agentur beschäftigt ist, zweimal in meinen drei Wochen zu einem Umtrunk bzw. Fest eingeladen, ja fast schon Anlass dafür war, ist auch bezeichnend für die Arbeitsatmosphäre hier. Dass die Unitleiterin ohne Feierlichkeit mindestens genauso lange im Haus war wie wir, die wir die Letzten auf der Feier waren und entsprechend den Aufräumdienst inne hatten, anscheinend mit einer kleinen Delegation noch zu arbeiten hatte, ist ebenso bezeichnend. Arbeit und Vergnügen liegen hier so dicht beieinander wie zwei verwandte Seelen. Ich mag es hier.
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In einer schummrigen, für dieses Event unmöglich kleinen und stickigen Kellerbar, der Junction Bar in Berlin-Kreuzberg, wohnte ich dem Livekonzert einer multinationalen Soulband bei. Die Jungs um den Frontmann Terrence Bowry haben dem Laden fachmännisch mit souligen Jazz aufgeheißt. Neben mitreißenden Saxophon-, Bass- und Gitarrensoli hat mich vor allem der Rastafari mit seiner Mundharmonika beeindruckt. Und Terrence hat den Soul auch mit Löffeln gefressen.
Ich habe Fotos gemacht. Die sind nichts geworden. Und Fotos bringen auch bei solchen Veranstaltungen nichts. Also gebe ich Ihnen das, was Sie brauchen und wollen. Etwas auf die Ohren...
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Eine Stadt lernt man am besten kennen, wenn man keinen Plan hat. Also keine feste Marschroute, wenn man losgeht, um die Stadt zu entdecken, Ahnung von der Stadt an sich zu haben, ist hingegen förderlich, auch bei völliger Planlosigkeit. Mein Plan war es heute etwas Touristischer daherzukommen. Wenn ich schon 50 Stunden in der Woche in einem klimatisierten Büro verbringe und Geld, das ich nicht habe für Mittagessen ausgebe, dann kann ich mir das am Wochenende leisten, dachte ich mir, nachdem ich meine Dödelei abgelegt hatte. Also rein in die Hose, die Sonnenbrille rauf auf die Nase und den Körper raus vor die Tür, um direkt wieder abzutauchen. U-Bahnfahren ist hier in Berlin wohl nie verkehrt. Nach einmal Einsteigen und noch einmal Umsteigen hörte sich eine Station ganz interessant an. Und nachdem ich hie und da ein wenig verpeilt herumgeschlendert war, entdeckte ich eine nicht unpompöse Residenz. Schloss Charlottenburg.
Ich gönnte mir eine Eintrittskarte, um das Schloss auch von innen betrachten zu können und ehe ich mich versah, stand ich in einer kleinen Gruppe von Chinesen, mit einem Audioguide auf den Ohren und hörte mir von einer sympathischen Männerstimme an, wann ich doch bitte den grünen Knopf zu drücken habe. Zwischendurch belehrte mich die Stimme noch über einiges anderes. Über Königin Sophie Charlotte, zum Beispiel, denn diese nette proppere Dame hatte sich das kleine Schlösschen vor die Tore Berlins setzen lassen. Vollgestopft mit edlem Stoff und jeder Menge Porzellan. Im Schloss musste leider das Fotohandy in der Tasche bleiben, damit ich den Erhalt der Originalmöbel und -tapete unterstützte.
Egal, denn draußen war es mindestens genauso schön.
Der Schlosspark zieht sich bis in Sanktnimmerleinsland, schien mir und so gönnte ich mir einen entspannten Spaziergang und eine gute Stunde Fläzen auf einem der großzügig angelegten Liegewiesen. Um mich herum tollten Babyhunde, und der Regen, den meine Mitbewohnerin großspurig angekündigt hatte, blieb gänzlich aus. Im Park fanden sich die eine oder andere Statue junger, unbeschnittener Männer - bei deren Anblick mir die Frage durch den Kopf schoss, weshalb Penis ein so seltsam klingendes Wort ergibt, wenn es ausgesprochen wird. In der Umgangssprache nutzen nur noch wenige das Wort, was mich verwundert, denn ich bin mir recht sicher, dass bei vielen Männern die Wörter Gemächt und Prügel wohl völlig fehl am Platze sind... Aber egal! Ich hatte mich also während des Rundgangs mit dem Wort Penis angefreundet.
Zurück auf der Straße trank ich auf völlig leeren Magen ein kühles Weizenbier mit drei Berliner Mann, die allesamt etwas zu erzählen hatten. Einer sprang oft gekonnt seinen davonfliegenden Zigarettenblättchen hinterher, während die anderen johlend auf die Tische klopfen bei dieser immer währenden Showeinlage. Nachdem mir duselig war, stand ich auf und ging. Punkt
Und gleich gehe ich erneut. Diesmal mit Plan.
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