Fensterblues
Ich habe mich dank Wireless-LAN in mein Schlafzimmer zurückgezogen und dabei die Fenster geöffnet, um die permanent drückend warme Luft aus meiner Wohnung zu kriegen. Die Jalousine muss allerdings unten bleiben, da sonst der Kater in die weite Welt hinaushüpfen könnte. Gut so, denn sonst würde es im Moment auch reinregnen.

Ich höre gerne dem Gewitter zu, das gerade über mich hinwegfegt. Ich finde, Gewitter haben etwas sehr Bereinigendes an sich und das meine ich nicht nur im Hinblick darauf, dass dadurch endlich die Kopfschmerzen nachlassen und noch dazu etwas Abkühlung durch die Luft getragen wird. Nein, ich meine das auch auf vollkommen poetische Art und Weise. Für mich ist ein Gewitter oft auch ein Sturm im Kopf, der es fertigt bringt, die zugemüllten Gefühle und Bedürfnisse vom grauen Alltagsdreck freizuwaschen.
Oft saß ich auf dem Bett oder lag auf der Couch mit einem guten Buch, als Gewitter einsetzten. War keines in Sicht, habe ich auch manchmal eine dieser Ambient Music-CDs in den Player geschoben, ihr wisst schon, klassische Musik untermalt mit Naturgeräuschen und ähnlichem. Die "Kleine Gewittersonate" war eines meiner Lieblingsstücke...

Wer schon einmal öfters hier vorbeischaut, der weiß, dass ich derzeit wieder vermehrt über meine Zukunft nachzudenken pflege. Mein Abschied aus dem Öffentlichen Dienst ist sicher, der Beginn des Fachstudiums rückt näher und wie immer, wenn sich mein Leben in bedeutender Weise in eine andere Richtung entwickelt, stehe ich da und überlege:
Hast du jetzt wirklich die richtigen Entscheidungen getroffen?
Ist es das, was du willst und was du brauchst?
Bringt es dich auf den Weg, der gut für dich ist?

Tragischerweise muss man sich allzu oft risikobereit auf solche Entscheidungen einlassen, denn so sehr ich auch versuche, es zu kontrollieren, die Wege, die man im Leben einschlägt, sind manchmal nicht von Anfang an so klar und reinigend wie ein Sommergewitter. Oft merkt man erst, wenn man schon einige Meter in die neue Richtung gegangen ist, ob es der richtige Schritt in die richtige Richtung und das auch zur richtigen Zeit war.

Ja, solche Gedanken kommen mir zumeist bei Gewittern. Der Regen prasselt gegen die Jalousine und der Wind fegt die Schwüle fort, in mir pocht die Ungewissheit derweil gegen meine Innenwände und ein Sturm aus Zweifeln und Überzeugungen versucht Klarheiten zu schaffen. Tabula Rasa - alles wird neu. Neu und unbekannt.
Schade, dass das Leben immer so eine große Unbekannte sein muss.

Kommentieren



kid37, Donnerstag, 27. Juli 2006, 01:59
Man weiß wirklich oft nicht, ob es der richtige Schritt ist. Manchmal ist aber jede Bewegung besser als keine Bewegung. Ruhig voran, ins Unbekannte.

novemberregen, Freitag, 28. Juli 2006, 20:28
Schade fände ich es umso mehr, wenn vorher alles bekannt wäre! Bei Unbekannten gibt es sooo viel zu entdecken!!!

Viel Spaß dabei!

nyxon, Samstag, 29. Juli 2006, 00:38
Solange sich am Ende das Unbekannte als etwas Positives herausstellt, gehe ich gerne mit Elan dorthin. Schade wäre es nur, wenn es sich letztlich als Nullnummer entwickeln würde. Aber vor solchen Enttäuschungen ist man ja nie gefeit.

novemberregen, Montag, 31. Juli 2006, 16:11
No risk, no fun :-)

nyxon, Dienstag, 1. August 2006, 00:08
Da überlege und überdenke ich Wochen, ja fast Monate meine Entscheidungen und dann ist die Lösung so einfach, unfassbar *fg*

novemberregen, Dienstag, 1. August 2006, 16:42
Jep, da kann man mal sehen, wozu das Internet gut ist :-P