Montag, 30.07.2007
Der erste Stau überkommt mich bereits auf der A1 beim Kreuz Unna – Baustelle. Von da an geht es mit Regen und Sonne im Wechsel zügig und problemlos voran. Bei Syke nehme ich das erste Mal den sanften Jauchegeruch des niedersächsischen Flachlandes durch die Lüftungsschlitze wahr und die restliche Tankfüllung spült mich bis nach Bremen, wo ich mit Blick auf eine unheimlich gute Zwischenzeit eine kurze Pause einlege. Auf der A27 bin ich nahezu alleine, was mich in meine Urlaubsstimmung bringt.

Cuxhaven hat sich nicht verändert, ist aber teurer geworden. Ich parke den Wagen in einem neu errichtetem Parkhaus, das mir unverschämte 50 Cent für eine halbe Stunde berechnet und werfe einen kurzen Blick in die Einkaufsstraße. Zwei Läden mussten dichtmachen, sonst ist alles so wie ich es in Erinnerung habe. Karstadt ist jetzt Hertie, die Post ist unsichtbar und eine wahnwitzige Wagenkolonne flüchtet aus der Stadt.
Ich bekomme das alte Zimmer, das ich schon immer hatte, wenn ich alleine oder alleine mit meinen Eltern hergekommen bin. Klein, aber fein. Zum Weg-, Allein- und Allesmöglichesein genau das Richtige. Das Wetter ist so stürmisch, dass es keine Kontrolleure am Deichaufgang gibt. Oben angekommen fliegt mir der halbe Strand um die Ohren. Hartgesottene im Partnerlook säumen die Promenade, draußen auf dem peitschenden Wellen vergnügt sich eine kleine Gruppe Kytesurfer und ich schließe die Augen, um diese Kraft und diese reine Luft in mich aufzunehmen.
Da ich nicht nur Sand zwischen den Zähnen haben möchte, bestelle ich mir im Stammrestaurant eine Garnelenplatte und mache mir direkt am ersten Tag die Finger schmutzig. Es schmeckt zum Sterben gut, aber ich bin ja zum Leben hier. Als meine Mutter mit ihrer Schwester und den Cousinen hereinkommt, werde ich nicht erkannt. Alte Damen halt, eine am Stock, die andere auf dem besten Wege zu erblinden, eine zu selten da, um mich wieder erkennen zu können. Nur meine Mutter schaut ungläubig und strahlt dann. Nach dem Essen und einem Kaffee halten wir alle gemeinsam unsere Nasen in den Wind und meine Tante erklärt mir, weshalb sie die Nordsee so liebt. Ich kann ihr nur beipflichten, denn eine Stunde hier am Strand geben mir Monate gestohlen durch Pflicht und Kür zurück.

Abends bin ich nicht kreativ wie gedacht, aber das ist ja das Schöne, dass ich hier nichts muss, sondern alles kann. Mit Kräutertee und selbstgebackenem Brot des Hausherrn wird es Tagesschauzeit, danach Stippvisite bei der Verwandtschaft, eine Flasche Dithmarscher mit Mutter und Tante und zum Schluss noch ein erfrischender Abendspaziergang.

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