Donnerstag, 1. Mai 2008
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Ich könnte gerade die ganze Bude kurz und kleinschlagen. Manchmal, wenn ich mir Dinge vornehme und sie in meinem Kopf als simpel und in kurzer Zeit erfüllbar einstufe, sie sich dann aber unerwartet langwierig und aufwendig entpuppen, kann man den gemäßigten Herrn Nyxon als wutentbrannte Furie erleben. Gerade beutelt mich ein enormer Tobsuchtsanfall und nur der finanzielle Selbsterhaltungstrieb hindert mich daran, ernsthaft etwas zu zerstören.
Grund dafür ist die verdammte verschissene Scheißmistfucktapete im Schlafzimmer, die denkt, sie sei besser als ich - und es dann auch noch ist. Anders als in den übrigen Räumen klammert sich dieses Scheißding an die Wand wie ein Alkoholiker an die Flasche. Hätte Herr Schäuble bereits meine Wohnung mit Videoüberwachungsgeräten ausgestattet, seine Fahnder hätten vorhin einen tobenden, mit einem Spachtel wild auf die Tapete einschlagenden Rumpelstilzchenverschnitt miterleben dürfen.

Deshalb gebe ich mich geschlagen. Einer vermaledeiten Tapete! Das, was ab ist, ist ab! Das, was noch dran ist, bleibt dran. Scheiß drauf. Versuche ich halt - kreativer Mensch wie ich einer bin - irgendwelche Erklärungsversuche mit agressiver Revolutionsmalertechnik hineinzudichten. Grundidee: Die freien Flächen, wie ursprünglich für alle Wände vorgesehen, auf Putz verstreichen, die tapezierten Wände nur neu erweißen lassen und die Stellen, die noch größere Tapetenfetzen beherbergen so zurechtschmirgeln, dass sich ein einigermaßen sinnvoller Übergang ergibt und dann mit Farbe die Tapetenfetzen hervorheben, als exzentrischer Eigenwille getarnt. Wenn sich irgendwelche zugedröhnten Hippiewichser Che Guevara an die Wand pinseln, kann ich sorglos Tapetenreste daran haften lassen.

Sollte dieses Zimmer irgendwann mal wieder von mehr als meiner Person allein genutzt werden, wird im besten Fall sowieso an die Decke geschaut und nicht an die Wände...

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Freitag, 25. April 2008
Gezeiten
Es gibt wohl nur drei Berufsgruppen, die zeitlich in einer eigenen Welt leben. Ich meine damit Beamte - die leben ja bekanntlich sogar auf einem ganz anderen Planeten, auf dem nicht nur die Uhren anders ticken -, Politiker und Handwerker. Bei letzterer Art kann es deshalb leicht dazu kommen, dass aus einem "Zwischen 11 und 13 Uhr" leicht mal ein "Ich war kurz vor zehn bei Ihnen, da war keiner" werden kann. Ich habe ihn ja auch erst ab elf erwartet, entgegne ich. "Ich sachte wahrscheinlich zwischen elf und eins. Ich mach doch keine Termine!"
Die Klingel ist jedenfalls wieder repariert. Die Rechnung zahle ich dann wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei Wochen. Wahrscheinlich...

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Sonntag, 20. April 2008
Rundgang
Rausgetraut habe ich mich heute. Alleine. Ohne Sonnenbrille. Nur mit einem leichten Hemd über dem noch zu formenden muskulösen Oberkörper in spe. Halb Dortmund hat sich ebenfalls zu diesem Schritt entschieden, auch wenn manch einer vielleicht später bereut hat. Dazu später mehr. Beim Gehen habe ich gemerkt, dass ich nur die Seitenstraße bis zum Ende durchmarschieren muss, dann stehe ich nach wenigen Minuten direkt vor dem Florian. Wenn ich mich dann nach rechts drehe direkt vor dem Telekomgebäude. Der Florian ist zwar weniger imposant, dafür aber weniger gefühlsvorbelastet. Obwohl, vor vier Jahren... naja, wurscht.

Ich spüre, wie die Sonne in mir für den Winter eingesperrte, geheime Wünsche emporsprudeln lässt. Das ist immer so, wenn der Frühling kommt, dann denke ich mir, was ich mir eigentlich alles seit Jahren beschaffen wollte und manchmal kommt auch etwas Neues hinzu. Alt: Cabrio, neue Freundin, Sonnenbrille mit neuer Stärke, damit ich auch eine tragen kann bei solchem Wetter ohne vor Autos und gegen Menschen laufen zu müssen. Neu: einen Hund. Ehrlich, nichts gegen das Fellknäuel in meiner Wohnung, die sich wahrscheinlich gerade an den Tapetenfetzen im Schlafzimmer vergeht, aber manchmal stelle ich mir das richtig schön vor, mit einem kleinen Hund bei Sonnenschein und Frühlingsduft durch die Gegend zu schlendern. Für Winter und Schlechtwettertage bräuchte ich natürlich einen kompetenten Sitter.

Elegant weiche ich so einigen Leuten aus, die aus dem Westfalenpark strömen. Ein kleiner Junge muss wohl seine Augen in der Schirmmütze haben, denn obwohl er wie gebannt auf seine Playstation portable starrt, während er sich strammen Schrittes auf mich zubewegt, weicht er von sich aus kurz vor knapp aus. Eine kleine Frau mit südländischem Teint lässt ihre Zähne aufblitzen, als ich ihr einen "Hallo Scheinheit"-Blick zuwerfe. An der Ampel, die für diese Sache für alle Beteiligten bestimmt zu lange auf Rot stand, höre ich den Streit eines jungen Paares mit Hund mit. Offizieller Höhepunkt meines Lauschangriffs: ihr Vorwurf, er rede um den heißen Brei herum und er pariert, sie verstehe einfach nicht das Problem als solches. Der Rest ist Plärren ihrerseits, das ich nicht mehr mitbekomme. Raschen Schrittes sichere ich mir die Poleposition.

Ein Eis hole ich mir nicht. Heute nicht. Irgendwie fehlt dazu noch das letzte Grad auf dem Thermometer. Auf dem Friedensplatz, der letzte Fixpunkt meiner großen Süddortmundrunde, wird abgebaut. Sanfte Nachwehen einer großartigen Partynacht wie ich von einer Gruppe Fans höre. Ob sie schon wieder oder immer noch unterwegs sind, höre ich aus dem Gespräch nicht heraus. So oder so, ich fühle mich gut.

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Samstag, 19. April 2008
Töricht
Eine halbe Stunde vor Anpfiff noch zu denken, dass man einen Platz auf dem Friedensplatz ergattern könnte. Ich liebe diese Stadt für ihren Zusammenhalt in solchen Dingen. Der gesamte Platz in Schwarz und Gelb getaucht, mehr Menschen an einem Fleck als bei den WM-Spielen. Gleich, gemütlich auf der Couch mit einem Bier, das keine mehrere Euro gekostet hat und höchstens von der Katze umgestoßen wird statt von einem betrunkenen, fettleibigen BVB-Fan - letzteres keine Wertung oder Allgemeinbild der Fans, sondern eine rein subjektive Wahrnehmung, da ich vorhin beim Versuch nicht der sexy Brünetten, sondern ihm in die Arme gerannt war beim Kehrtmachen.

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Donnerstag, 17. April 2008
HA-NF-26
Ich bilde mir ein, zu wissen, welche Art von Menschen solche Kennzeichen für sich bewusst und gewollt zulassen. Noch dazu wenn es sich beim Fahrzeug um einen azurblauen VW Golf der vierten Generation handelt. Mit getönter Rückscheibe und einem Doppelendrohr, dessen Dröhnen jeden herzgeschädigten Rentner wohl sofort umhaut - und nein, der Fahrer war nicht Roman Herzog, wie jetzt vielleicht einige vermuten lassen. Was mich ein wenig verwirrt hat, war der Schriftzug dicht unter der dritten Rückleuchte. In altgermanischer Schrift "Made in Germany" auf sein Vehikel zu pappen, finde ich persönlich jetzt nicht sehr entspannt, sondern eher dumm. War wohl doch nichts mit Peace und Easygoing und so.

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Mittwoch, 9. April 2008
Renovierungstagebuch: Küche
Die ist schon seit einer Woche fertig.

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Dienstag, 8. April 2008
Regionalblues
Heute habe ich mich verliebt. Es war im Regionalexpress, Hamm nach Aachen über Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg, Düsseldorf, 9.45 Uhr von Gleis 16, mit fünf Minuten Verspätung. Nachdem ich mich durch eine schwarzafrikanische Combo mit etlichem Musikgerät gekämpft hatte - der Kleinste von ihnen, wohlmöglich 10 oder 11 an Jahren, das kann ich immer nur schwer einschätzen, mit einer riesigen Pornosonnenbrille auf der Nase, wie sie letztes und vorletztes Jahr "in" waren -, fand ich einen Platz - und sie neben mir.
Zarte Eleganz mit dunklem Teint. Erdige Farben an Kleidung. Sie sah aus wie Sommer und durftete nach Frühling. Die Augen, dunkel, vielleicht mandelfarben, mit flüchtigen unaufdringlichen Blicken ist auch das nicht mit Gewissheit zu verbürgen, funkelten selbstbewusst. Sie las eine Tageszeitung und als sie den Artikel über den Olympischen Fackellauf und China und die Demonstranten aufgeschlagen hatte, murmelte sie ein überzeugtes "Arschlöcher". Ist sie genauso klug wie hübsch meinte sie damit die Chinesen und nicht die Demonstranten.
Sie stieg in Bochum aus. Zehn Minuten Frühling im Regionalexpress von Hamm nach Aachen über Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg, Düsseldorf, 9.45 Uhr von Gleis 16, mit fünf Minuten Verspätung.

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Sonntag, 6. April 2008
Putzteufel
Wenn ich einmal den Schweinehund bei den Ohren gepackt und angefangen habe, bin ich bis auf ein paar kurze Durchschnaufpausen nicht mehr zu bremsen, fällt mir auf.

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Freitag, 4. April 2008
Vergänglichkeiten
Das VZ holt sie aus dem Dunst des Vergessenen. Namen und Gesichter, die erst wieder aus Puzzleteilen zusammengesetzt werden müssen, bevor sie für mich Sinn ergeben. Manche haben sich kaum verändert, andere hingegen sind nicht wiederzuerkennen, wiederrum andere kann ich weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick wirklich einer realen Person zuordnen. In den letzten Wochen und Monaten sind diese Menschen aus meiner frühen oder späten Vergangenheit aufgetaucht, mit ihren Freundschaftseinladungen, mit ihren Nachrichten. Menschen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen habe.
Da ist diese Frau, mit der ich als Teenager Briefe geschrieben hatte und die ich ganz unteenagerhaft einfach zu ignorieren begann, als sie vorschlug, sich doch auch mal zu treffen. Da sind diese zwei Menschen, die mir nicht so nahe standen wie anderen und mich anschreiben und freundlich fragen wie es mir geht, statt sich bei den anderen zu melden. Da ist die ehemalige Kollegin, die man aus den Augen verloren hatte, nachdem man aus dem Dienst ausgeschieden war.
All diese Personen hatte ich vergessen oder zumindest auf meinem Weg am Wegesrand sitzen lassen. Und plötzlich scheinen sie aktiv nach mir gesucht zu haben, in der Datenbank des VZ. Ob das ein spontaner Suchvorgang gewesen war, ob die Frau aus Teenagerzeiten einen Brief von mir in den Händen hielt und sich fragte, was wohl der Herr Nyxon macht, der sich irgendwann nicht mehr meldete und meinen verzweifelten Brief ignorierte? Ob die beiden anderen in stillen Momenten ihr bisheriges Leben Revue passieren ließen und ein Gedanke an meinem Namen festhielt. Ob die Arbeitskollegin sich an die vielen lustigen Mails zwischen den Abteilungen erinnerte? Man sieht sich wohl tatsächlich immer mindestens zweimal im Leben.

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Mittwoch, 2. April 2008
Splitter
Berufsverkehr über die Stadtgrenzen hinaus muss ich erst wieder lernen. Am ersten Tag ist es noch so, als sei ich ein Fremdkörper, ein Tumor im Aderfluss. Statt mit dem Strom zu schwimmen, benötige ich Orientierungspunkte. Regionalbahngesicht kann ich aber immer noch. Für die ersten Fahrten muss ich auf den Plan schauen, weil ich die Abfahrtszeiten nicht mehr im Kopf habe. Am zweiten Verkehrstag ist fast alles wie früher. Bewegungen sind synchronisiert, das Überholen lästig langsamer Menschen ist wieder wie eines dieser 2D-Computerspiele aus der Vogelperspektive. Mal schauen, wie viele Leben ich verlieren werde.

Die anderen wiederzusehen fühlt sich komisch an. Zwei Monate Abstinenz, aber gleich wieder eine Einheit. Gruppen werden neu gemischt, Namen, die ich zuvor nicht gehört hatte, die Gesichter sind jedoch abgespeichert. Abgleich zwischen den verfügbaren Informationen, um eine Gesamtkomposition zu erstellen. In den meisten Fällen gelungen.

Berlin. Begeisterung für mich. Respekt. Fragen: Wie, wann, wo und warum kein anderer. Von manchen offener Neid. So ist die Gesellschaft, so sind wir. C. schlägt vor, in den ersten Wochen bei ihr zu wohnen, wenn ich nichts aufs Anhieb finde. "Aber nach zwei Wochen schmießt dich mein VAter raus, das ist sicher." Ich mag sie, echt.

Weniger Klausuren dieses Semester, dafür mehr eigenverantwortliches Arbeiten, die ganze Zeit hinweg. Noch heiße ich das willkommen, wenn ich irgendwann übermüdet und genervt auf die Deadline hinarbeite, werde ich es verfluchen. Ich liebe das Semester jetzt schon. Zweites Wahlfach, weil ich die Zeit und das Selbstvertrauen habe? Montag reinschnuppern, dann entscheiden auf Basis des Bauchgefühls, nicht weil der Stundenplan die Luft ließe.

Weshalb reiße ich mir bei der Arbeit den Allerwertesten auf und krieche teilweise Kunden in selbigen, wenn bei den Qualitätssicherungsanrufen nie meine, sondern immer - und ich meine IMMER! - die der anderen zurückgerufen werden? Schweinchen ist gefüllt, aber nicht prall. Plus kann ich unter Umständen trotzdem halten. Daumen drücken!

Halbe Küche renoviert. Würde man rechtslastig auf dem Boden liegen und die Wand von oben nach unten abfahren, hätte ich Italien an der Wand, so ist es nur Tadschikistan ohne Enblem. Am Wochenende dann die andere Hälfte und wenn alles rund läuft, Kaffee mit S.

Ein neuer Header muss her. Oder der alte. Je nach dem.

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