Samstag, 12. Juli 2008
Licht aus
Zum Schluss hätte ich fast vergessen, das Headset an den Nagel zu hängen nicht wieder einzupacken. Ausweis und Zugangsschlüssel hatte ich schon Stunden vorher an meine Teamleiterin übergeben. Schon ein seltsames Gefühl, nach fast eineinhalb Jahr für längere Zeit das Gebäude zu verlassen. Alles abzugeben und eine Abschiedsmail durch den Verteiler zu schicken. "Ich komme ja wieder", sage ich denen, die mir alles Gute wünschen und belüge mich damit ein Stück weit selbst. Denn so sicher, dass ich nach Berlin wirklich dort wieder anfange, ist es gar nicht. Angebot und Nachfrage. Und vielleicht die Aussicht auf Anderes, Besseres.

Manche von denen sind mir ans Herz gewachsen, das merke ich, als ich durch den Flur marschiere, um denen Tschüss zu sagen, die früher Feierabend machen als ich. Dienstag wird mit der Teamleiterin gefrühstückt, dann ist bis Anfang Oktober ganz sicher Schluss mit dem Mobilen T.
Sollte ich Sehnsucht bekommen, kann ich ja als Kunde anrufen. Ich weiß ja, wie das geht.

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Freitag, 11. April 2008
Klischee?!
Journalistische Arbeit funktioniert am besten mit einem Glas Wein neben dem Recherchematerial.

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Freitag, 4. April 2008
Komplizier-T
Fünfmal stand sie im Dienstplan. Fünfmal wurde sie kurzfristig wieder rausgenommen. Heute, endlich, die Durchführung. Schulung für die neuen Tarife, die das Mobile T im Mai auf den Markt bringen wird. Alles soll einfacher und besser werden, das sagt schon der Name - "Good-Better-Best". Also so der Name der Tarifoptimierung, nicht der eines neuen Tarifs. Ob es letztlich für die Kunden Vorteile bringt... ich lasse es unkommentiert im Raum stehen.
Einfacher und besser wird es für uns Berater hingegen nicht sein, denn mit den neuen Tarifen gibt es etwa fünf Tarifgenerationen für Laufzeitverträge, die parallel laufen könnten. Und zu allen sollen wir Antworten haben.

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Freitag, 28. März 2008
Zeitvoll
Gerade die digitale Stechuhr betätigt und damit die letzte Vollzeitschicht für mindestens sechs Monate beendet. Am Samstag werde ich noch einmal für eine kurze frühe Schicht aus den Federn gerissen, dann ist Schluss mit zu viel Arbeit. Mit Montag beginnen wieder die kurzen Studischichten und damit Entspannung auch bei der Arbeit. Wie Menschen jahrelang in diesem Ding sitzen können, zehn Stunden täglich anwesend, mit acht bis neun Stunden reiner Telefonie ist mir ein Rätsel. Nach zwei Monaten bekomme ich einen Rappel dabei. Arme Malocherwelt. Willkommen Studentische Aushilfskraft!

Samstag nach der Schicht, nach Küchenteilrenovierung und nach einer entspannenden Dusche dann Teamabend. Dieses Mal nicht das meinige. Einladung kam von schräg drüben, überraschend, aber herzlich. Teamsharing. Vielleicht eine Möglichkeit auch für Vollzeitkräfte etwas Abwecvhslung in den Arbeitsalltag zu bringen.

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Donnerstag, 20. März 2008
Unterbelichtet
Auf Mama kann man sich verlassen. Darauf, dass ich am späten Abend garantiert keinen Parkplatz direkt vor der Haustür bekomme. Dass mich meine Nachbarn darauf hinweisen, dass mein Balkon doch bald einen Frühjahrsputz brauchen könnte. Darauf, dass um acht die Tagesschau hölzern daherkommt. Und natürlich auf das Fünfuhrdreißigwecken der Katze. Das sind alles verlässliche Dinge.
Dekanate von Fachhochschulen gehören eindeutig nicht in diese Liste. Vor allem nicht, wenn es die von fremden Fachbereichen sind. Ansonsten hätte ich jetzt nicht das Problem, innerhalb von 48 Stunden Bildmaterial zu einem Studiengang namens Facility Management für meinen Artikel darüber nachliefern zu müssen. Anfrage an Dekanat schon vor Wochen. Hinhaltemails als Antwort. Jetzt ne Komplettabsage, man habe kein Material, das zur Veröffentlichung geeignet sei. Schöne Scheiße! Was kann ich denn jetzt noch mit meiner popeligen Handykamera ausrichten? Nur moderne Bürogebäude abfotografieren, um darunter schreiben zu können: "Ohne Facility Manager könnten solche Gebäude nicht wirtschaftlich betrieben werden"? Einen Servicewagen einer Gaswasserscheißefirma ablichten, Bildunterschrift: "Alte Vorurteile"? Selbst die befragten Studenten damals waren nicht fotogen.

Sagte ich schon: schöne Scheiße?!

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Dienstag, 11. März 2008
Anonymisierte Arbeitswelten
Wäre ich eine Frau, ich hätte den größten und gefährlichsten Fehler aller Zeiten begangen. Naiv und unwissend wäre ich gewesen. Am nächsten Tag vielleicht sogar einen Fünfzehnzeiler im Lokalteil wert. Nachts, an einer einsamen Straße entlanglaufend, bin ich gestern in ein Auto eingestiegen, das einige Meter vor mir gönnerhaft gehalten hatte. Die Beifahrertür schwang auf, ein Mann freundlich lächelnd herübergelehnt: "Herr Nyxon, soll ich dich mitnehmen?" Ich, nur eine Sekunde abwägend, ob ich den Marsch zur S-Bahnhaltestelle in der Kälte fortsetze oder in das vom Ärztesong "Licht am Ende des Sarges" beschallte Auto einsteige. Wer Ärzte hört, kann kein böser Mensch sein.

Ich stieg. Und schaute. Der Fahrer kannte meinen Namen, musste also von meiner Arbeitsstelle kommen. Aber mir bekannt? Still musste ich das verneinen. Er erzählte, er habe von M. (Teamleiterin, aber nicht meine) gehört, ich habe ein Buch geschrieben, das würde ihn interessieren. Ich erzählte, werbend und erklärend, im Hinterkopf Gesichter mit Namen abgleichend. Aber nichts geschah. Keine Offenbarung. Kein "Hach, ich sitze beim XY im Auto!" So fuhr der mir Namenlose selbstlos zum Haltepunkt und bot mir an, mich auch heue Abend wieder mitnehmen zu wollen bei Bedarf. "Ich schreib dir ne Mail, dann können wir das abklären." Mach, guter Mann! Dann weiß ich wenigstens, wer mein Chauffeur sein wird.

EDIT am Tag danach: Gerade Post erhalten. Namen nie gehört. Werde trotzdem später nach Hause gefahren. Mein Name öffnet Türen.

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Sonntag, 17. Februar 2008
Die Zeit vergeht hier einfach nicht. Kollegen gleich alle weg, Nachschub erst um zehn. Ungerechte Welt.

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Up
Es könnte sein, dass ich in den kommenden Stunden hier sehr viel Nonsens von mir gebe. Das bringt so ein Systemupdate auf der Arbeit schon mal mit sich, wenn man nicht korrekt arbeiten kann und nicht wie zuhause ein paar ungeschaute Filme auf der Festplatte hat. Dennoch keine Sorge: Ich bin okay.

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Dienstag, 12. Februar 2008
+/-/0
Das will man, frisch aus einem Prüfungszwangsurlaub zurück, nicht bei der Arbeit:

1. Dreihundertsechsundsiebzig ungelesene Emails im Posteingang - die meisten davon völlig unwichtig.
2. Den letzten Stuhl ergattern und feststellen, dass die Rückenlehne kaputt ist.
3. Kunden, die den Arsch offen haben.

Das will man, frisch aus einem Prüfungszwangsurlaub zurück, bei der Arbeit:

1. Erste Amtshandlung: Vertragsverlängerung unterschreiben.
2. Beim Berichten über die bevorstehende Berlinfahrt ein entsetztes: "Du kommst aber dann aber trotzdem Freitag zum Teamabend?" aus dem Mund der Vorgesetzten.
3. Feststellen, dass alles noch so ist wie vor dem Urlaub.

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Dienstag, 25. Dezember 2007
Weihnachtsarbeit aktiviert
Das habe ich jetzt davon, dass ich Student sein muss. Und dass ich mir nicht Kind und Kegel habe andrehen lassen, als die Chance vorhanden war. Heute Abend kumulieren sich meine "Fehler" der Vergangenheit in einer Vierstundenschicht. Statt mir von meiner Tante mit vollem Mund die Welt erklären zu lassen und darauf zu hoffen, dass mein Bruder nicht die Nerven dabei verliert, sitze ich mit Headset im Anschlag an meiner Banane und warte auf den nächsten Call.
Timo Beil ist fleißig, selbst an Heiligen Abenden und sonstigen Feiertagen. 24 Stunden lang gibt es etwas zu helfen, zu erklären, zu rechtfertigen. Damit das jemand macht, sitze ich hier neben einigen anderen Kollegen. Ob viele sich woanders hinwünschen, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Die Stimmung ist wie an einem Wochenende - entspannter und wortwitziger als an anderen Tagen, wir nehmen unser Schicksal tapfer und mit einer Prise Ironie hin. Im Hintergrund läuft mal mehr mal weniger laute Musik und in der Kantine steht ein kleines Buffet, um Festlichkeit zu simulieren.

Bei einigen Calls kann man sich selbst bemitleiden. Die meisten wollen ihre Prepaid-Karte aktivieren lassen. Einen Vorgang, den wir über die Feiertage aufs Auge gedrückt bekommen haben und ab dem neuen Jahr regulär übernehmen. Hab ich noch nicht drauf, stelle ich fest. Übung macht den Meister.
Manche wissen nicht, wo bei dem Handy, das sie unter dem Weihnachtsbaum gefunden haben, oben und unten ist. Manche wissen nicht mehr, wer sie selbst sind, so weit haben sie bereits den Alkoholpegel in die Höhe getrieben. Und andere wollen einfach nur ein wenig reden mit jemanden, der angeblich Zeit dazu hat. Vier Minuten haben wir im Schnitt für einen Call - nicht bei jedem kann man die Seelsorge nach diesen 240 Sekunden gewissenhaft beenden.

In meiner ersten Pause tippe ich die Nummer meiner Familie in die Telefonanlage. Zuhause ist alles wie an jedem anderen Weihnachtsfest auch - ich rufe per Lautsprecher meine Glückwünsche in den Raum und verabschiede mich bis morgen. Mein Zeitfenster für den Heimatbesuch morgen sind sieben Stunden.
Nach der zweiten Pause werden die Weihnachtslieder aus der Tasche gezaubert. In der Kantine wird zum Buffet seichte Musik von WDR4 gespielt, auf der Ebene selbst ein Medley aus JBO, Kelly Familie und Timbaland.

Teamleiter der Nacht: "Macht euch keinen Stress. Wir machen heute genauso Weihnachten wie die Kunden auch. Nur anders." Dann bekommen wir ein kleines Präsent. Einer meiner letzten Calls braucht keine Hilfe im eigentlichen Sinne, sondern wünscht mir frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr und legt dann einfach auf. Der Rest des Abends ist schriftliche Bearbeitung in Form von so genannten Tickets.

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