Mittwoch, 14. Februar 2007
Gerade festgestellt:

Kleinbloggersdorf - die größte Selbsthilfegruppe der Welt

Permalink (4 Kommentare)   Kommentieren

 


Selbstselektierung
Ich mache mir meinen Lesegenuss selber schwer, indem ich äußerst kritisch in den Buchhandlungen meine Stücke selektiere. Es gibt soviele Bücher auf der Welt und doch finde ich mich nur mit einer ganz geringen Zahl wirklich ab.

Schon immer war ich ein Gefangener des Covermarketings. Man gebe mir ein wunderschön gestaltetes Cover, das mein Herz aufgehen lässt. Ein wenig verspielt, etwas Neues, etwas zeitlos Schönes, vielleicht mit einem Tick Andy Warhol darin - schon ist das Buch zur Hälfte gekauft.
Die andere Hälfte muss dann natürlich der Autor liefern. Zehn bis 15 Seiten lese ich im Geschäft an und meistens auch den letzten Satz. Schafft es der Autor mich auf diesen 15 Seiten zu fesseln? Nimmt die darin eingeführte Figur oder die Handlung Züge an, die mich interessieren? Gefällt mir sein Stil oder missfällt er mir so sehr, dass ich unbedingt weiterlesen will? Birgt der letzte Satz dieses Gefühl, dass es schade ist, dass er der letzte Satz ist?

Erhebliche Einschränkungen nehme ich direkt bei der Auswahl hin.
Bestseller kaufe ich grundsätzlich nicht. Zumindest nicht, wenn es bereits bei meinem Kauf Bestseller sind. Ich will keiner von Vielen sein, der das Buch einfach kauft, weil es laut Liste super sein soll. Ich möchte, dass ich das Gefühl haben kann, dass ich einer von wenigen Menschen wäre, für den der Autor dieses Buch geschrieben hat. Ich will mit dem Buch eine heimliche Affäre eingehen und mich verlieben können. Das geht nur, wenn nicht jedermann dieses Buch kennt und auch will. Verlieben geht nur in den ganz persönlichen Schatz, nicht in das weltweit bekannte Supermodel. Darauf kann man sich einen runterholen, klar. Aber Liebe mit sich selbst zählt ja nicht.

Seitdem ich selber schreibe, landen bei mir nur noch selten Übersetzungen auf dem Nachttisch. Ich will die Seele des Verfassers in seinen Worten erlesen dürfen, nicht die des Übersetzers. Ich mache mir beim Lesen Gedanken darüber, wie ich diesen oder jenen Satz vielleicht anders geschrieben hätte. Und das kann ich nur bei einem deutschsprachigen Original.
"Das Buch zum Film". Geht gar nicht. Für mich zwei Dinge, die ich nicht miteinander vermischen möchte, weil mir ihr einzigartiger Zauber so schmeichelt. Kino bleibt Kino und ein Buch bleibt ein Buch. Manchmal erwische ich mich im Dunkeln des Kinos, Popcornkrümel auf meinem Schoß, wie ich feststellen muss, dass ich mich doch habe täuschen lassen und den Film zum Buch schaue. So geschehen zum Beispiel bei "Das Parfüm". Toller Film, unglaubliches Buch, aber letzteres ist trotzdem um Längen besser. Deswegen Buch zum Film geht gar nicht.

Es gibt soviele Bücher, die ich mir mit solchen selbst auferlegten Sanktionen unmöglich gemacht habe. Gerne würde ich die Lector-Reihe von Thomas Harris lesen können. Auch Dan Browns "Sakrileg" würde mich interessieren oder Hollebeques "Elementarteilchen". Geht aber nicht. Es sind alles Bestseller... Und englische Romane... Und dann gibt es da auch noch die von mir gesehenen Verfilmungen...

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren