Sonntag, 9. Dezember 2007
Regenpausen
Dass ich mich in der neuen Wohnung mehr als wohl fühle, habe ich zuletzt schon angedeutet. Dass ich wegen der alten Behausung in Ärger schwelge, habe ich ebenfalls kurz zum Besten gegeben und sobald ich Handfestes zu berichten habe, werde ich es selbstredend auch brühwarm (vielleicht auch lauwarm, je nachdem wie es mit der zeitlichen Verfügbarkeit ausschaut) auftischen.

Heute aber habe ich die Zeit der Regenpausen genutzt und mich nach draußen gewagt, ohne unbedingt nach draußen gemusst zu haben. Der Himmel brach in kleine blaue Fetzen - Regenpause. Das Gemüt strahlte kurz stressfrei in meinen Kopf - ebenso Regenpause. Also Mantel angezogen und hinaus in die weite Welt! Diese Begrifflichkeit ist zwar etwas weit gefasst, wenn man bedenkt, dass ich nur eine Runde um meinen neuen "Block" gedreht habe, aber ist vom Sinn her ein noch zu enges Korsett. Habe ich doch eine kleine Entdeckungstour hinter mir, wie ich sie schon lange nicht mehr erleben durfte.

Alle Jahre wieder (Ist tatsächlich schon in zwei Wochen Weihnachten? Unfassbar, wie die Zeit vergeht!) entdecke ich mein Gespür für Details wieder aufs Neue. Das hängt damit zusammen, dass ich nach allzu großem Stress und Erstickungsgefahr im Alltäglichen erneut lerne, mich an den Kleinigkeiten des Lebens zu erfreuen. Dann erkenne ich, dass es Winzigkeiten um mich herum gibt, die dazu beitragen, Zufriedenheit zu schaffen, wo vorher nur Hektik hauste. Ich nehme neue Gerüche war, sehe Farbenspiele und Reichtümer für das Herz.
Meine neue Straße ist wie gemacht für solche Wiederentdeckungen. In einer langen Haupt- und mehrere kleinere Seitenstraßen gegliedert, beherbergt sie viele Köstlichkeiten.
Der kleine Blumenladen an der Ecke, der sich auf exotischere Züchtungen zu konzentrieren scheint. Der Teeladen, dessen Auswahl an Tee- und Kaffeekannen meine konservative Seele berührt. Das Eckgeschäft, das "Köstlichkeiten und Besonderheiten aus der Provence" anbietet. Wäre ich eine Frau, ich würde sterben vor Liebe für die zahlreichen inhabergeführten Modegeschäfte, die einen Hauch von Revolution in diese Straße fegen.

Die Zufriedenheit scheint mich vertrauenswürdig zu machen. So habe ich direkt zweimal freundliche Wegauskünfte erteilt. Was die junge Dame auf dem Fahrrad an einem Sonntag auf dem Polizeipräsidium will, blieb für mich in Nebelschwaden gehüllt. Egal. Santana geleitet mich und meine Nutellabrote jetzt in den frühen Abend.

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