Donnerstag, 1. Mai 2008
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Ich könnte gerade die ganze Bude kurz und kleinschlagen. Manchmal, wenn ich mir Dinge vornehme und sie in meinem Kopf als simpel und in kurzer Zeit erfüllbar einstufe, sie sich dann aber unerwartet langwierig und aufwendig entpuppen, kann man den gemäßigten Herrn Nyxon als wutentbrannte Furie erleben. Gerade beutelt mich ein enormer Tobsuchtsanfall und nur der finanzielle Selbsterhaltungstrieb hindert mich daran, ernsthaft etwas zu zerstören.
Grund dafür ist die verdammte verschissene Scheißmistfucktapete im Schlafzimmer, die denkt, sie sei besser als ich - und es dann auch noch ist. Anders als in den übrigen Räumen klammert sich dieses Scheißding an die Wand wie ein Alkoholiker an die Flasche. Hätte Herr Schäuble bereits meine Wohnung mit Videoüberwachungsgeräten ausgestattet, seine Fahnder hätten vorhin einen tobenden, mit einem Spachtel wild auf die Tapete einschlagenden Rumpelstilzchenverschnitt miterleben dürfen.

Deshalb gebe ich mich geschlagen. Einer vermaledeiten Tapete! Das, was ab ist, ist ab! Das, was noch dran ist, bleibt dran. Scheiß drauf. Versuche ich halt - kreativer Mensch wie ich einer bin - irgendwelche Erklärungsversuche mit agressiver Revolutionsmalertechnik hineinzudichten. Grundidee: Die freien Flächen, wie ursprünglich für alle Wände vorgesehen, auf Putz verstreichen, die tapezierten Wände nur neu erweißen lassen und die Stellen, die noch größere Tapetenfetzen beherbergen so zurechtschmirgeln, dass sich ein einigermaßen sinnvoller Übergang ergibt und dann mit Farbe die Tapetenfetzen hervorheben, als exzentrischer Eigenwille getarnt. Wenn sich irgendwelche zugedröhnten Hippiewichser Che Guevara an die Wand pinseln, kann ich sorglos Tapetenreste daran haften lassen.

Sollte dieses Zimmer irgendwann mal wieder von mehr als meiner Person allein genutzt werden, wird im besten Fall sowieso an die Decke geschaut und nicht an die Wände...

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Kalt servierte Rache
Im Ersten lief gestern Abend (dies ist derzeit zwar Live-Blogging, aber es ist zeitlich verständlicher) eine Reportage über das Problem der Medien ihre Zuschauer, Leser und Kunden zu halten. Unter dem Titel "Quoten, Klicks & Kohle" wurde dargestellt, vor welch schweren Aufgaben die Medien in der Zeit des Nutzungsumbruchs stehen. Immer mehr Menschen informieren sich im Internet, Zeitungen leiden unter Auflagenschwund und auch das Fernsehen sieht sich bedroht. In zahlreichen Einzelbeiträgen hat die ARD die bereits vorhandenen als auch die kommenden Probleme aufgearbeitet und anhand von Wortmeldungen aus der Medienbranche legitimiert.

Die journalistische Objektivität wurde bei einem Bereich allerdings sichtbar auf Sparflamme runtergeregelt. Innerhalb der Berichterstattung zu dem Konflikt zwischen den öffentlich-rechtlichen Senderfamilien ARD und ZDF und dem Verband der Zeitungsverleger schwang eine wahrnehmbar große Portion an Rachegelüsten mit. Hintergrund des Konflikts ist der Wunsch der Öffentlich-Rechtlichen im Internet mehr Wortjournalismus anzubieten, was die Verleger als Angriff auf den eh nur noch mit Mühe aufrechtgehenden Printjournalismus betrachten. Es wurde auf angebliche Negativkampagnen aufmerksam gemacht, die aus dem Bereich der Verleger die Onlineaktivitäten der ARD in Misskredit brachten, indem sie die Investitionskosten auf mehrere Milliarden Euro schätzten, was die ARD aber netterweise direkt im Beitrag korrigierte.
Zu guter Letzt nahm sich die Reportage auch die Privatsender vor. Alles auf Quote, schrien die Beiträge den Privatsendern zu und als Beweis dafür, dass nur noch Kohle zählt, wurden einige Ausschnitte aus dem Programm von RTL und Sat.1 gezeigt, die qualitätive Hochwertigkeit vermissen ließen - unter anderem Extra und DSDS.

Dass die Privatsender nicht die Sperrspitze des Qualitätsfernsehens sind, ist unbestritten. Aber in einer Reportage über die Zukunft der Medien - hauptsächlich im Internet - die Sender für den Inhalt ihres Programms an der Pranger zu stellen und dabei kein Wort über Missgriffe des eigenen Hauses zu verlieren, scheint mir recht polarisierend. Auch, dass der Streit zwischen ARD und dem Verlegerverband als Hetzjagd dargestellt wurde, scheint mir weniger mit dem Thema Medienzukunft zu tun zu haben als mit dem Umstand, dass sich auch die Programmmacher der ARD durchaus an den Karren gepisst fühlen können. So verkommt auch der staatliche Bildungauftrag zu einer Posse. Obwohl, lernen konnte man aus der Reportage bei aufmerksamen Zuschauen auf jeden Fall: dass man auch der Objektivität der ARD nicht blind vertrauen sollte.

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