Tagebuch eines Kranken
Ich hatte es beinahe geschafft, ein ganzes Jahr ohne Krankentag zu überstehen. Das liegt einerseits daran, dass ich mir immer vorsage, ich sei keine Mimose und andererseits ständig Angst um meinen Job haben muss, denn Krankheit wird in der Branche nicht gerne gesehen. Jetzt hat mich jedoch eine Grippe herniedergerafft und meinen Mülleimer mit hochgradig vollgerotzten Taschentüchern besiedelt. Zeit, eine Auszeit zu nehmen, dachte sich auch mein Arzt und gab mir den Schein, dessen Farbgebung ein wenig an den Auswurf erinnert, den ich derzeit fabriziere (keine Sorge, das war der erste und letzte Vergleich mit Ekelfaktor!)

Das gibt mir Gelegenheit ins Detail zu gehen, was meine Berufung nach Berlin angeht. Herr Nyxon hat bei den Damen und Herren einer der größten PR-Agenturen Deutschlands anscheinend mächtig Eindruck hinterlassen, denn er darf sich des Praktikumsplatzes, um dem er sich beworben hatte, nunmehr völlig sicher sein. Obwohl die Agentur sonst nur Menschen mit abgeschlossenem Grundstudium und somit mehr Basiserfahrung in ihre Reihen lässt, konnte ich wohl mit Potenzial aufwarten, denn selbst die verkürzte Praktikumszeit von zwei Monaten (in der vorlesungsfreien Zeit zwischen SS 08 und WS 08/09) war letztlich kein Absagegrund mehr.
Nach vier Tagen hatte man sich telefonisch bei mir gemeldet, noch einmal die Psychoschiene bedient ("Hand aufs Herz - waren Sie mit Ihrer Leistung beim Vorstellungsgespräch zufrieden?") und ein paar Tage später kam der Vertrag.

Als Praktikant werde ich dort (wenn die alles so meinen, wie sie es sagen) direkt in die Projekte eingebunden, wobei ich natürlich eher meine Springerqualitäten zeigen werde darf. Und mit der monatlichen Aufwandsentschädigung leiste ich mir wohl ein kleines möbliertes (WG-)Zimmer in der Hauptstadt. Die Katze kommt zu Mutter (abgeklärt), auf der Arbeit wird gerade über eine Freistellung verhandelt (schwebend positiv) und diese Wohnung kann ich vielleicht miettechnisch zwei Monate drücken (ein Versuch ist es wert). Untervermietung wäre vielleicht auch noch eine Idee.

Ich freu mich auf Berlin!

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jules, Dienstag, 4. März 2008, 22:42
Berlin! Stadt meines Herzens, immer schon gewesen. Beneidenswert, da zwei Monate arbeiten zu dürfen. Und warum stoße ich erst heute auf dieses Blog? (Bina war der Um-Weg, der sich lohnte.)

Jules

nyxon, Mittwoch, 5. März 2008, 11:01
So viel Begeisterung in nur einem einzigen Kommentar habe ich schon lange nicht mehr gelesen (ich hoffe, das liegt nicht nur an Berlin, sondern auch an Ihrer Entdeckung) :)

Ja, Berlin ist schon etwas ganz Besonderes, obwohl es eigentlich auch nur eine große Stadt ist. Aber ich freue mich jetzt schon wie ein kleines Kind, diese zwei Monate dort verbringen zu dürfen.

jules, Mittwoch, 5. März 2008, 11:39
Oh, ich bin ja bei Blogger zu Besuch, hier wird gesiezt. :-) Sehr interessante Erfahrung.

Vielleicht liegt es daran, dass ich vor elf Jahren innerhalb eines Jahres achtmal nach Berlin fahren durfte und dort zum Zwecke des Drehbuchschreibens kaserniert wurde. Zumindest mit Berlin. Mit meiner eigenen Großstadt bin ich ja bis heute nur halb warm geworden.

Liegt natürlich auch an der Entdeckung, dass ich so begeistert bin. :-)

nyxon, Mittwoch, 5. März 2008, 11:56
Na, zumindest bei mir hier wird anfangs gesiezt - man ist ja Gentleman :)

Ich war bisher leider nur ein einziges Mal in Berlin gewesen und das war dann auch schon knapp zehn Jahre her, deshalb hatte ich mich über den Vorstellungsbesuch auch schon sehr gefreut. Da bald "längere Zeit" zu sein, stelle ich mir super vor.

PS: Ich mag meine Großstadt :)

jules, Mittwoch, 5. März 2008, 13:46
Vielleicht mag man seine Großstadt, wenn man mit ihr aufgewachsen ist? (weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist.) Ich bin auf dem platten Land aufgewachsen, da ist Großstadt einfach ungewohnt. Naja. Ich hab ja noch mindestens zwei Jahre.

nyxon, Mittwoch, 5. März 2008, 17:03
Ich bin selber auch Kleinstadtkind gewesen und wegen der Ausbildung in die Großstadt gezogen. Ich war aber schon immer einer, der den Rummel und die Hektik einer Großstadt zu schätzen wusste :)

jules, Mittwoch, 5. März 2008, 17:33
Diese Großstadt mag ich nicht. Wie gesagt - Berlin wäre ich sofort dabei. Manchmal überlegen wir schon, ob es nicht sinniger wäre, gleich in Berlin zu starten, dieses Jahr im November. Wer braucht schon ein abgeschlossenes Hochschulstudium? Würde ich mich von meinem abgefahrenen Nebenfach verabschieden und zu einem sinnigeren wechseln (Anglistik z.B.) könnte ich überall besser leben als in D'dorf. Aber nu. Irgendwie hat die Stadt ja auch was. Man gewöhnt sich an fast alles ...

nyxon, Donnerstag, 6. März 2008, 00:28
Ich mag Düsseldorf - irgendwie - recht gut leiden.

jules, Donnerstag, 6. März 2008, 10:10
Ich bin zu sehr Westfälin, um dieser rheinischen Frohnatur nicht skeptisch gegenüber zu stehen.

nyxon, Donnerstag, 6. März 2008, 10:50
Hehe, ja manchmal sind sie mir auch etwas suspekt, diese ganzen aufgedrehten Urrheinländer. Aber als gebürtiger Niederrheiner hat man da, glaube ich, mehr Verständnis für.
Was ich an Düsseldorf mag ist dieser Hauch von Arroganz, die die Stadt durchweht. Wobei ich da in Berlin ja noch sehr schnell fündiger geworden bin ;)

jules, Donnerstag, 6. März 2008, 16:37
Arroganz darf ja. Solang sie nicht albern wird. Albern wird sie nur samstags auf der Kö, wenn sich Leute krampfhaft an ihrer Armani-Tüte festhalten, die fünf Jahre alt und entsprechend verknittert ist. Gehört dazu, Samstag auf der Kö. (ich freu mich dann immer über eine neue Tüte vom Sternverlag, prall gefüllt, die trag ich gerne heim.)

nyxon, Freitag, 7. März 2008, 14:06
...und haben vielleicht gerade deshalb auch ein freudig arrogantes Büchergrinsen auf den Lippen ;)

jules, Sonntag, 9. März 2008, 00:49
Hat nicht funktioniert, mit arrogant auf der Kö. Weil der Stern-Verlag mein Buch nicht hatte, welches der Verlag verschoben hatte, woraufhin ich gar kein Buch mehr kaufen wollte.