Das ist doch alles verblendende Scheiße, die die da erzählen. Kein Wunder, dass ihnen keiner glaubt, meinte ich in den Anfängen des Projektes. Schalt ein wenig deine Moral und dein soziales Denken aus, dann geht das, sagten sie. Mittlerweile erarbeite ich Konzept um Konzept für die Blender und rege mich über die Kritiker auf.
Fleiß ist okay, aber Überstunden und Mittagspause verschieben, das geht zu weit, erklärte ich entschieden. Wir sprechen uns noch, sagten sie. Heute habe ich keine Mittagspause gemacht - das erste Mal - und habe somit zehn Stunden ohne Pause durchgearbeitet. Für das Projekt. Und für das Praktikumszeugnis. Immerhin ging ich pünktlich nach Hause.
Und dort konnte ich wenigstens erzählen, dass ich einen coolen Grund zum Durchackern hatte. So einen Satz wie: "Ich musste noch mit Kanada und den Staaten telefonieren", wollte ich schon immer mal sagen. Kanadier sind locker, die Menschen in den Staaten auch, zumindest an der Ostküste. Los Angeles war ein wenig zickig, was vielleicht daran lag, dass es noch zu früh am Morgen bei denen gewesen war. In Polen und der Türkei sprechen sie die Operator kein Englisch. Und ich stottere am Telefon weniger als der CSR-Senior Berater, wenn er mit den englischsprachigen Kollegen die Vertragseinzelheiten durchgeht. Ich werde ihm das aber so nicht sagen, auch nicht beim "großen Bier, echt jetzt", das er mir versprochen hat, weil ich zwischendurch seinen Bericht redigiert habe.
Und die Absage auf meine Bewerbung, weil aus meinen Unterlagen ersichtlich sei "dass Ihr Schwerpunkt mehr in der journalistischen sowie redaktionellen Arbeit zu sehen ist und Sie nur gestalterische Grundkenntnisse besitzen", hindert mich nicht daran, trotzdem auch weiterhin auf Angebote im Bereich Kommunikationsdesign zu reagieren. So! Das nur so nebenbei. Ist halt doch schwerer einen bezahlten Nebenjob im Studienbereich zu finden, als ich vermutet hatte. Ten to go.
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Was ich faktlich aber sagen kann, ist, dass ich mir ein verlängertes Wochenende in der Heimat gönne. Morgen früh um viel zu frühe sieben Uhr geht es los, erst nach Dortmund, dann nach Dinslaken und Montag wieder zurück. Ich werde diese Zeit genießen, denn obwohl die Zeit hier in Berlin - Halbzeit fürs Praktikum übrigens - wie der Duft einer schönen Frau rasch verflogen ist, freue ich mich doch darauf, wieder heimischen Boden betreten zu können. Home sweet home.
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Ich bin in meiner vierten Woche. In den drei vorhergegangenen habe ich einen von der Agentur finanzierten Unit-Spaß (sprich: Teamabend), drei Praktikantenverabschiedungen mit Sekt und Schnittchen, zwei Geburtstage mit Kuchen und zwei Agenturereignisse mit Sekt, Bier, Schnittchen und Sandwiches erlebt. In einem vertraulichen Gespräch mit einer Projektleiterin habe ich erfahren, dass man als Beschäftigter in dieser Agentur vor allem kompetent, teamorientiert und trinkfest sein sollte. Langsam lichtet sich das Geheimnis, warum ich wirklich hier sein darf.
Dass der ehemalige Personalchef, bei dem ich mein Vorstellungsgespräch hatte und der seit nunmehr vier Monaten nicht mehr in der Agentur beschäftigt ist, zweimal in meinen drei Wochen zu einem Umtrunk bzw. Fest eingeladen, ja fast schon Anlass dafür war, ist auch bezeichnend für die Arbeitsatmosphäre hier. Dass die Unitleiterin ohne Feierlichkeit mindestens genauso lange im Haus war wie wir, die wir die Letzten auf der Feier waren und entsprechend den Aufräumdienst inne hatten, anscheinend mit einer kleinen Delegation noch zu arbeiten hatte, ist ebenso bezeichnend. Arbeit und Vergnügen liegen hier so dicht beieinander wie zwei verwandte Seelen. Ich mag es hier.
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In einer schummrigen, für dieses Event unmöglich kleinen und stickigen Kellerbar, der Junction Bar in Berlin-Kreuzberg, wohnte ich dem Livekonzert einer multinationalen Soulband bei. Die Jungs um den Frontmann Terrence Bowry haben dem Laden fachmännisch mit souligen Jazz aufgeheißt. Neben mitreißenden Saxophon-, Bass- und Gitarrensoli hat mich vor allem der Rastafari mit seiner Mundharmonika beeindruckt. Und Terrence hat den Soul auch mit Löffeln gefressen.
Ich habe Fotos gemacht. Die sind nichts geworden. Und Fotos bringen auch bei solchen Veranstaltungen nichts. Also gebe ich Ihnen das, was Sie brauchen und wollen. Etwas auf die Ohren...
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Eine Stadt lernt man am besten kennen, wenn man keinen Plan hat. Also keine feste Marschroute, wenn man losgeht, um die Stadt zu entdecken, Ahnung von der Stadt an sich zu haben, ist hingegen förderlich, auch bei völliger Planlosigkeit. Mein Plan war es heute etwas Touristischer daherzukommen. Wenn ich schon 50 Stunden in der Woche in einem klimatisierten Büro verbringe und Geld, das ich nicht habe für Mittagessen ausgebe, dann kann ich mir das am Wochenende leisten, dachte ich mir, nachdem ich meine Dödelei abgelegt hatte. Also rein in die Hose, die Sonnenbrille rauf auf die Nase und den Körper raus vor die Tür, um direkt wieder abzutauchen. U-Bahnfahren ist hier in Berlin wohl nie verkehrt. Nach einmal Einsteigen und noch einmal Umsteigen hörte sich eine Station ganz interessant an. Und nachdem ich hie und da ein wenig verpeilt herumgeschlendert war, entdeckte ich eine nicht unpompöse Residenz. Schloss Charlottenburg.
Ich gönnte mir eine Eintrittskarte, um das Schloss auch von innen betrachten zu können und ehe ich mich versah, stand ich in einer kleinen Gruppe von Chinesen, mit einem Audioguide auf den Ohren und hörte mir von einer sympathischen Männerstimme an, wann ich doch bitte den grünen Knopf zu drücken habe. Zwischendurch belehrte mich die Stimme noch über einiges anderes. Über Königin Sophie Charlotte, zum Beispiel, denn diese nette proppere Dame hatte sich das kleine Schlösschen vor die Tore Berlins setzen lassen. Vollgestopft mit edlem Stoff und jeder Menge Porzellan. Im Schloss musste leider das Fotohandy in der Tasche bleiben, damit ich den Erhalt der Originalmöbel und -tapete unterstützte.
Egal, denn draußen war es mindestens genauso schön.
Der Schlosspark zieht sich bis in Sanktnimmerleinsland, schien mir und so gönnte ich mir einen entspannten Spaziergang und eine gute Stunde Fläzen auf einem der großzügig angelegten Liegewiesen. Um mich herum tollten Babyhunde, und der Regen, den meine Mitbewohnerin großspurig angekündigt hatte, blieb gänzlich aus. Im Park fanden sich die eine oder andere Statue junger, unbeschnittener Männer - bei deren Anblick mir die Frage durch den Kopf schoss, weshalb Penis ein so seltsam klingendes Wort ergibt, wenn es ausgesprochen wird. In der Umgangssprache nutzen nur noch wenige das Wort, was mich verwundert, denn ich bin mir recht sicher, dass bei vielen Männern die Wörter Gemächt und Prügel wohl völlig fehl am Platze sind... Aber egal! Ich hatte mich also während des Rundgangs mit dem Wort Penis angefreundet.
Zurück auf der Straße trank ich auf völlig leeren Magen ein kühles Weizenbier mit drei Berliner Mann, die allesamt etwas zu erzählen hatten. Einer sprang oft gekonnt seinen davonfliegenden Zigarettenblättchen hinterher, während die anderen johlend auf die Tische klopfen bei dieser immer währenden Showeinlage. Nachdem mir duselig war, stand ich auf und ging. Punkt
Und gleich gehe ich erneut. Diesmal mit Plan.
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Karrieretechnisch bin ich im Begriff immer höher zu kommen, aus rein subjektiver Sicht jetzt erstmal. Da liegt es nahe, auch mal ein Mittagessen in luftigeren Höhen einzunehmen. Die Caféteria der Akademie für Film und Fernsehen im SonyCenter bietet da in nächster Nähe auch die nächste Höhe.
Nebenbei gibt es das urplötzliche Problem, dass mein Anspruch auf Urlaub hochgerundet wurde und dadurch ein zusätzlicher Tag verfügbar ist. Ich hatte meine Tage bereits auf die restliche Zeit verteilt, was dazu führt, dass ich im Moment gar nicht weiß, wohin mit dem zusätzlichen Tag? Es soll ja schließlich auch Sinn machen, so richtigen und nicht einfach nur zum Freihaben. Herrje, Probleme gibt es!
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Ansonsten ist der Tag geprägt durch Erfolgsarbeit. In einem größeren Projekt sein eigenes kleines zu haben und selbstständig daran arbeiten zu können tut einfach gut. Beim Unit-Meeting heute habe ich das auch direkt als Top zur Sprache gebracht. Die Woche soll mit einer Ausweitung der Tätigkeit voranschreiten, hat man mir angekündigt. Mal schauen, was da kommt.
Und als letztes heute Abend frage ich mich, wieviel Beförderungsentgelt die Post wohl für einen nur in seiner normalen Hülle verpackten DVD-Rohling nimmt? Wenn das keinen Unterschied macht, spare ich mir doch glatt den gepolsterten Briefumschlag!
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Nachdem mich ein Obachloser als Spießer brandgemarkt und mir das Recht auf Tragen eines T-Shirt von den Ärzten aberkannt hatte ("Die Ärzte würd'n dir dit Ding vom Leib reißen, wenn se wüssten, was für'n Spießer in dir drinne steckt!"), weil ich ihm Kleingeld für ein Bier oder ein Eis ("Ick komm vorbei und zeeg dir dat ick dit gekooft habe, ehrlich!") verweigert hatte und noch davor Frau Sanddorn sich über ein Neubauhaus am Alex aufgeregt hatte, saßen wir mit zwei Bekannten seitens Frau Sanddorn im Friedrichshain, wo ich mir Auslandserfahrungen der Anwesenden erzählen ließ. Und je mehr da kam (Schweden, Indien, Bali, Thailand, Burma...), desto kleiner und heimatpositionierter fühlte ich mich.
So viele Menschen um mich herum sind bereits weit herumgekommen, haben Orte gesehen, die ich sonst in kurzen Reiseberichten bewundere, und ich fühle mich wie der Burner, weil ich es 600 Kilometer weiter innerhalb der deutschen Grenze gebracht habe. Bravo, Herr Nyxon! Dabei ist der Wunsch, Neues zu sehen iin mir genauso groß und verankert wie bei den vielen anderen, die es im Gegensatz zu mir, bereits vollbracht haben. Meine Sehnsucht zur Ferne beginnt im Kleinen mit der Sehnsucht zum Meer und wird größer mit jedem Schritt den ich tue. Ob ich direkt in einem anderen Land ein Jahr oder mehr verbringen könnte, weiß ich hingegen nicht. Zu groß ist meine Angst, in der Ferne die Kontrolle zu verlieren und nicht so leicht fortlaufen zu können, wenn sich Schwierigkeiten einstellen. Nicht, dass ich das überhaupt einmal getan hätte, aber mich beruhigt der Gedanke, dass ich es ganz leicht machen könnte, wenn mir danach wäre, solange ich in einer Reichweite zum Rettungsanker bin.
Was ich aber auch gesehen habe, was mir durch das viele Nachdenken im Laufe des Abends und auch durch ein Gespräch mit Frau Sanddorn in der S-Bahn aufgefallen ist, ist, dass ich mich langsam, sozusagen in kleinen Schritten, in die Ferne vortaste. Von Dinslaken nach Dortmund - 65 Kilometer. Von Dortmund nach Berlin - knapp 600 Kilometer. Nächstes Jahr, das spüre ich je sicherer ich hier in Berlin werde, muss es weitergehen. Was das konkret heißt, habe ich noch nicht in feste Vorstellungen gegossen. Aber wenn ich eines hasse, ist es Stillstand. Ich will mich im Leben bewegen. Mich entwickeln mit den Schritten die ich tue. Wachsen.
Am Alexanderplatz standen sie übrigens und haben einen "kostenlosen Stresstest" angeboten. Während wir so dasaßen und unseren Körpern Nahrung zuführten, führten sie, in rote Polohemden gekleidet, ahnungslose Passanten in die Lehre der Stressbewältigung ein. Ob sich die Menschen immer noch so bereitwillig auf die Hocker setzen würden, wenn sie es wüssten, fragte ich mich. Wenn statt "Dianetics" die dazugehörige Muttergesellschaft als Namensträger auf dem Werbebanner am Stand stehen würde?
Dianetics e.V. ist eine Unterorganisation von Scientology.
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