Ich werde mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen. Lachend, weil ich nach zwei Monaten meine eigenen vier Wände vermisse und mich darauf freue, keine Rücksicht auf Mitbewohner nehmen zu müssen. Und weil es Zeit wird, wieder in das Studentenleben zurückzukehren und die dunkle Seite der Macht nur noch partiell in meinen Alltag treten zu lassen. Weinend, weil die Zeit zum Lernen viel zu kurz war. Weil die Kollegen mich wie einen der ihren behandelt haben und mir diese furchtbare dunkle Seite der Macht Verlockungen gezeigt hat, denen ich nur schwer widerstehen mag.
Alles endet beizeiten. Auch Dinge, die Spaß machen und verlocken.
Dinge, die gut anfingen, sich wenden und wie ein Traum nach dem Aufwachen nach und nach schwinden ebenfalls.
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Heute nehme ich ne Jacke und nen Schirm mit, jawoll. Obwohl, nein, einen Schirm nicht. So etwas besitze ich hier in Berlin ja gar nicht.
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Angela und ihre tapferen Schneiderlein haben zum Besuch geladen und wer bin, ich dass ich einer großen Sause meiner geliebten Regierung fern bleibe. Also habe ich mein Säcklein geschnürt und mich in den gemütlichen Gemäuern des Kanzleramtes vor dem Regen versteckt. Und da ich schon einmal da war, habe ich Ihnen ein paar nette Bilder mitgebracht. Zum Beispiel von der Waschmaschine und von der Angie ihrem Hubschrabschrab. Dem Egoismus eines Gerhard Schröders kann die Dame übrigens nur schwer einen draufsetzen, wenn es um das Kanzlerinnenportrait geht. Unser aller Gerd hat sich ja schon ordentlich vergolden lassen. Ein klarer Punktsieg gegenüber dem Fingerfarbenspiel des dicken Helmut. Angela kann eigentlich nur noch als halbnackte Jungfrau einer Muschel entsteigen, um Goldgerd eins auszuwischen. Ein wenig enttäuscht war ich ja schon, als mir einer der Sonnenbrillenmänner, die zwar keine Sonnenbrille trugen, aber in diese Schublade gesteckt werden können, mitteilte, dass die Aufzüge bis in einen siebten Stock führen, aber eben nicht heute und nicht für das gemeine Volk. Pech gehabt, gab es also nur das Foyer und den Kanzlerpark. Dieser war gespickt mit allerlei Innovationsgedöns. Dauerwerbesendung mit der intelligenten Waschmaschine von AEG, dem intelligenten Regal der Metro Gruppe und einem brennstoffzellenbetriebenen Fahrrad von der Telekom. Da brennen einen doch die Zellen durch bei soviel innovativer Unternehmenswerbung.
Weiter ging es dann in der Bundespressekonferenz. Dort redete sich Wolfgang Tiefensee um Kopf und Kragen. Es kann auch leicht sein, dass er den Schachtelsatzfragen der älteren Herrschaften nicht ganz folgen konnte. Kurt Beck hätte in einem der Anwesenden, der geschlagene drei Minuten seine Frage stellte, seinen Meister gefunden. Ansonsten gab es vor Ort hauptsächlich Werbegeschenke der größeren Medien. Kugelschreiber vom ZDF und allen Printleitmedien. Taschen und Gummibärchen vom Deutschlandfunk und noch so einiges mehr. Meine Begleitung schaufelte sich Biogummibärchen rein als gäbe es kein ökologisches Morgen mehr und hätte es nicht ein Vermögen gekostet, ich hätte mir nach dem Tiefensee gerne ein Bier gegönnt.
Stattdessen sind wir dann einfach noch ins Bundespresseamt marschiert und haben uns dort erklären lassen, wie drei Mitarbeiter mitten in der Nacht einen hundertseitigen Pressespiegel für die Kanzlerin zusammenschustern. Oder wie der Außenminister innerhalb von zwanzig Minuten seine potenziellen Nachrichten skimmt, wie ein Mähdrescher. Wir hätten Tonnen von Informationsbroschüren in unsere Taschen stecken können, doch hielten uns an weitere Biogummibärchen und einem mit dem Bundespresseamt gebrandeten Apfel. In der Befragung, wie der Tag der offenen Tür in diesen Räumlichkeiten ausgestattet sei, vergab ich eine gnädige 3-. Mir fehlte ein wenig das Entertainment oder zumindest Zugang zu wirklich interessanten Räumlichkeiten, wenn es die denn überhaupt dort gibt.
Interessant wurde es zum Schluss doch noch im Auswärtigen Amt. Die nahmen den Tag der offenen Tür sehr ernst und öffneten so ziemlich alles, was sie hatten. So fand ich mich im bunkerähnlichen Krisenreaktionszentrum wieder oder auch im großen Konferenzsaal, der mit seinen pompösen Leuchtern ganz leichten Größenwahn zuflüsterte. Und im Büro des guten Frank-Walter lässt es sich auch ganz gut aushalten. Wobei mich der stiere Blick von Willy Brandt schon ein wenig beunruhigen würde. Der Tag endete damit, dass wir die Rede Steinmeiers verpassten, während wir in seinem Büro versuchten, nicht beeindruckt zu sein, und weil unser Außenminister zeitlich früher seine Show lieferte als im Programm vorgesehen. "Sie wissen ja, wie das ist mit Politikern und Termine. Pünktlich findet da nie etwas statt", entschuldigte sich die nette Dame vom Empfang.
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Wie gesagt, solange Sinn und Zweck hinter stehen und es geschätzt wird, kann ich das machen. Wie neulich, als ich unter der Hand für den Seniorberater CSR ein Arbeitszeugnis Korrektur gelesen habe und er mir, da es keine offizielle Aufgabe gewesen war, ein großes Bier versprochen hatte. Ähnlich war es heute nach dem Eintüten.
So kann selbst die dümmste Arbeit noch zu etwas "Besonderem" werden, finde ich.
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