Donnerstag, 18. September 2008
Auslaufmodell
Das Ende naht. Ich spüre es. Ich spüre es in meinem Emailaccount, wo von Tag zu Tag weniger Mails eintreffen. Ich spüre es an der Menge der Arbeitsunterlagen, die bei mir auf dem Schreibtisch eintreffen. Ich spüre es an den in den Meetings verteilten Aufgaben, von denen ich seit Anfang dieser Woche nur noch die zeitlich klar strukturierten Zuarbeiten erhalte, während andere sich die langfristigen Konzeptplanungen abgreifen dürfen. Daraus resultierend spüre ich es an meiner verfügbaren Zeit, die sich auf unglaubliche Räume summiert. Es ist so wie am Anfang, nur anders herum.

Ich werde mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen. Lachend, weil ich nach zwei Monaten meine eigenen vier Wände vermisse und mich darauf freue, keine Rücksicht auf Mitbewohner nehmen zu müssen. Und weil es Zeit wird, wieder in das Studentenleben zurückzukehren und die dunkle Seite der Macht nur noch partiell in meinen Alltag treten zu lassen. Weinend, weil die Zeit zum Lernen viel zu kurz war. Weil die Kollegen mich wie einen der ihren behandelt haben und mir diese furchtbare dunkle Seite der Macht Verlockungen gezeigt hat, denen ich nur schwer widerstehen mag.

Alles endet beizeiten. Auch Dinge, die Spaß machen und verlocken.
Dinge, die gut anfingen, sich wenden und wie ein Traum nach dem Aufwachen nach und nach schwinden ebenfalls.

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Donnerstag, 11. September 2008
Aufgefallen
Kofi Annan läuft ohne Securitymänner oder sonst einer mehrmännigen Mannschaft durch die Stadt. Er läuft wie einer der vielen Geschäftsmänner über den Potsdamer Platz. Er bestellt bei Starbucks seinen Kaffee selber, zahlt ihn persönlich mit einer Menge Kleingeld und ist anscheinend ob der Euromünzen leicht zu verwirren. Und als UNO-Generalsekretär habe ich den Mann nie lachen sehen. Heute ja.

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Dienstag, 9. September 2008
Auch neu
Zumindest für mich: Sich für einen Firmenchef extra hübsch machen.

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Mittwoch, 3. September 2008
Geständnis
Mit all den Recherchen, Diskussionen und Erstellen von Positionspapieren muss ich etwas Entsetzliches feststellen: Ich lasse mich gerade politisch anfixen - und das aus einer Richtung, die ich nie vermutet hätte. Aber so ein wenig flirten ist ja nie verkehrt, Damenwahl ist ja eh erst in einem Jahr.

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Dienstag, 2. September 2008
Wetter ist ein Arschloch
Auf den Trick falle ich kein zweites Mal rein! Gestern war das morgens auch sonnig und warm und die Mittagspause haben wir noch auf dem grünen Hügel an den Arkaden verbracht und uns gedacht, so Sommer, das ist mal was. Und abends durfte ich klitschenass über den Potsdamer Platz zur U-Bahn spurten, leicht oberbekleidet wie ich war, und Zeus' Blitzen ausweichen.

Heute nehme ich ne Jacke und nen Schirm mit, jawoll. Obwohl, nein, einen Schirm nicht. So etwas besitze ich hier in Berlin ja gar nicht.

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Samstag, 30. August 2008
Wochenende

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Sonntag, 24. August 2008
Zu Gast bei Freunden

Angela und ihre tapferen Schneiderlein haben zum Besuch geladen und wer bin, ich dass ich einer großen Sause meiner geliebten Regierung fern bleibe. Also habe ich mein Säcklein geschnürt und mich in den gemütlichen Gemäuern des Kanzleramtes vor dem Regen versteckt. Und da ich schon einmal da war, habe ich Ihnen ein paar nette Bilder mitgebracht. Zum Beispiel von der Waschmaschine und von der Angie ihrem Hubschrabschrab. Dem Egoismus eines Gerhard Schröders kann die Dame übrigens nur schwer einen draufsetzen, wenn es um das Kanzlerinnenportrait geht. Unser aller Gerd hat sich ja schon ordentlich vergolden lassen. Ein klarer Punktsieg gegenüber dem Fingerfarbenspiel des dicken Helmut. Angela kann eigentlich nur noch als halbnackte Jungfrau einer Muschel entsteigen, um Goldgerd eins auszuwischen. Ein wenig enttäuscht war ich ja schon, als mir einer der Sonnenbrillenmänner, die zwar keine Sonnenbrille trugen, aber in diese Schublade gesteckt werden können, mitteilte, dass die Aufzüge bis in einen siebten Stock führen, aber eben nicht heute und nicht für das gemeine Volk. Pech gehabt, gab es also nur das Foyer und den Kanzlerpark. Dieser war gespickt mit allerlei Innovationsgedöns. Dauerwerbesendung mit der intelligenten Waschmaschine von AEG, dem intelligenten Regal der Metro Gruppe und einem brennstoffzellenbetriebenen Fahrrad von der Telekom. Da brennen einen doch die Zellen durch bei soviel innovativer Unternehmenswerbung.

Weiter ging es dann in der Bundespressekonferenz. Dort redete sich Wolfgang Tiefensee um Kopf und Kragen. Es kann auch leicht sein, dass er den Schachtelsatzfragen der älteren Herrschaften nicht ganz folgen konnte. Kurt Beck hätte in einem der Anwesenden, der geschlagene drei Minuten seine Frage stellte, seinen Meister gefunden. Ansonsten gab es vor Ort hauptsächlich Werbegeschenke der größeren Medien. Kugelschreiber vom ZDF und allen Printleitmedien. Taschen und Gummibärchen vom Deutschlandfunk und noch so einiges mehr. Meine Begleitung schaufelte sich Biogummibärchen rein als gäbe es kein ökologisches Morgen mehr und hätte es nicht ein Vermögen gekostet, ich hätte mir nach dem Tiefensee gerne ein Bier gegönnt.

Stattdessen sind wir dann einfach noch ins Bundespresseamt marschiert und haben uns dort erklären lassen, wie drei Mitarbeiter mitten in der Nacht einen hundertseitigen Pressespiegel für die Kanzlerin zusammenschustern. Oder wie der Außenminister innerhalb von zwanzig Minuten seine potenziellen Nachrichten skimmt, wie ein Mähdrescher. Wir hätten Tonnen von Informationsbroschüren in unsere Taschen stecken können, doch hielten uns an weitere Biogummibärchen und einem mit dem Bundespresseamt gebrandeten Apfel. In der Befragung, wie der Tag der offenen Tür in diesen Räumlichkeiten ausgestattet sei, vergab ich eine gnädige 3-. Mir fehlte ein wenig das Entertainment oder zumindest Zugang zu wirklich interessanten Räumlichkeiten, wenn es die denn überhaupt dort gibt.

Interessant wurde es zum Schluss doch noch im Auswärtigen Amt. Die nahmen den Tag der offenen Tür sehr ernst und öffneten so ziemlich alles, was sie hatten. So fand ich mich im bunkerähnlichen Krisenreaktionszentrum wieder oder auch im großen Konferenzsaal, der mit seinen pompösen Leuchtern ganz leichten Größenwahn zuflüsterte. Und im Büro des guten Frank-Walter lässt es sich auch ganz gut aushalten. Wobei mich der stiere Blick von Willy Brandt schon ein wenig beunruhigen würde. Der Tag endete damit, dass wir die Rede Steinmeiers verpassten, während wir in seinem Büro versuchten, nicht beeindruckt zu sein, und weil unser Außenminister zeitlich früher seine Show lieferte als im Programm vorgesehen. "Sie wissen ja, wie das ist mit Politikern und Termine. Pünktlich findet da nie etwas statt", entschuldigte sich die nette Dame vom Empfang.

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B-Movie
Zeitweise kam ich in Deja Vù-Gedanken. Die Cocktails waren das Vortrinken und als es dann Richtung Clublandschaft gehen sollte, wussten wir schon wieder nicht weiter. Auch zu Beginn dieser Tour gab es einen Plan, doch kann ja keiner ahnen, dass ein Berliner Club so etwas wie Sommerpause veranstaltet. Nachdem wir beschlossen hatten, keine Koffer zu klauen, liefen wir einfach. Es war kälter als zuletzt und die Wege auch irgendwie weiter. Statt wie beim letzten Mal einen Zufallsglücksgriff zu erliegen, erlagen wir diesmal im Kollektiv der Unlust, uns auf Überraschungen einzulassen. Bodenständigkeit, dieser Abend. Sanft durchbrochen als es darum ging, mehr und expertimentelleres Sushi zu bestellen. Spaß war es trotzdem, wenn auch einer mit Schallschutz. Aber auch einer mit einem potenziellen Teil Zwei, in dem wir alles besser machen wollen als im ersten Teil. Wir sind ja nicht Hollywood.

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Freitag, 22. August 2008
Mehrwert
Wenn Arbeit wertgeschätzt wird, egal wie, dann bin ich glücklich. Ich kann auch weniger glorreiche Aufgaben erledigen, solange ich den Sinn und Zweck nachvollziehen kann und es ersichtlich keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist. In der Agentur ist man als Praktikant natürlich auch für typische Praktikantenaufgaben da. Beamer und Laptop für Kundenpräsentationen aufbauen oder einfach mal ein paar Booklets binden. Alles heute von mir erledigt. Die ersten wahren Praktikantenaufgaben nach über einem Monat Befreiung davon. Und als ob es nicht bereits praktikantenhaft genug gewesen wäre, ging es weiter mit Einladungen und Schreiben eintüten.

Wie gesagt, solange Sinn und Zweck hinter stehen und es geschätzt wird, kann ich das machen. Wie neulich, als ich unter der Hand für den Seniorberater CSR ein Arbeitszeugnis Korrektur gelesen habe und er mir, da es keine offizielle Aufgabe gewesen war, ein großes Bier versprochen hatte. Ähnlich war es heute nach dem Eintüten.



So kann selbst die dümmste Arbeit noch zu etwas "Besonderem" werden, finde ich.

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Donnerstag, 21. August 2008
Angebot-Nachfrage
Sich während des laufenden Praktikums bei der Konkurrenz um eine studentische Anstellung zu bewerben fühlt sich seltsam gut an.

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