Müdigkeit durch wenig Schlafen | Gemeinsames Frühstück in der Küche | Kindertränen | Urlaubsgeburtstag
Zwei Tassen Kaffee | Vier Meetings | Zahlreiche Ideen | Unendlich viele Emails | Gemeinsames Lachen | "Die Macht" | Aufklärung | Weitere zwei Tassen Kaffee | Döner
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Netter Besuch von Mitbewohnerfreundin | SMS | Caipirinha | Politik | Später Abend
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Soviel von der Arbeitsfront. In der Freizeit- und Lebensfront gibt es keine Ereignisse - wie auch. Ich stehe des Morgens auf, um mich für die Arbeit fertig zu machen und komme des Abends wieder zurück, um mich von der Arbeit zu erholen. Bis auf ein leckeres Bierchen am Kanal oder ein Glas Wein mit meinen Mitbewohnern in der Küche bleibt da erstmal nicht viel. Aber die Wochenende rufen demnächst zu mehr Aktitvität auf. Treffe ich mich doch mit einer guten alten Bekannten (das "alt" bezieht sich ausschließlich auf die Langlebigkeit unseres Kontaktes, Frau Sanddorn *g*) und dann irgendwann kommt dieser eine bestimmte Tag noch.
Bis der anbricht, telefoniere ich mit der Mutter meiner Mitbewohnerin, die lustigerweise dieselbe Heimatstadt hat ich, erkenne, dass ich - wenn ich denn will - ganz gut mit Kindern kann (sogar noch vor dem ersten Kaffee) und müsste mich eigentlich um meine vorläufige Praktikumsbescheinigung kümmern. Aber zwischen Kaffee und Research ist solch eine Frage an den Personalchef nicht angebracht.
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Ein weiterer Grund für diese Störungen ist auch der kleine Noah, dessen alleinerziehende Mutter meine Quasivermieterin ist. Denn Noah hat sich was weggeholt, so ganz klein und unscheinbar fing es an und jetzt ist es ein Kampf mit dem Tod, zumindest aus Noahs Sicht. Denn das Kratzen im Hals und die leicht erhöhte Temperatur lassen den kleinen Mann keine Stunde mehr ruig durchschlafen. Dann wacht er auf - und brüllt. Und mit seinem Brüllen erwacht auch der Hitzesensor in mir und der Logik zufolge bin auch ich dann wach. Immer mal wieder marschiert dann seine Mutter durch die halbe Wohnung, um ihn zu beruhigen. Und am frühen Morgen dann steht Noah auf, als sei nichts gewesen und vergönnt mir durch seine Spielattacken das Nachholen meines Schlafes.
Aber was meckere ich. Das Wetter ist viel zu gut, als dass ich noch dem Schlaf hinterher trauert möchte. Gleich wird sich fein gemacht und dann schauen wir mal, was das große B an einem Sonntag wie diesem seinem geneigten Besucher zu bieten hat.
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Hier kann ich zwar mittags etwas essen, will es aber nicht, da Berlin teuer ist. Teuer ist nicht gut. Und was nicht gut ist, wird gelassen. Aus der Sturm&Drang-Phase bin ich schließlich seit Jahren heraus. Also muss morgens gefrühstückt werden, damit ich mir die Zeit bis Feierabend schmackhaft machen und mir daheim etwas auf dem Herd günstig, gut und frisch zubereiten kann.
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Heute waren wir dann zur Entspannung nicht Bowlen, sondern Obama schauen. Und obwohl die Familie vor mir eine ganze Batterie an Kindern hervorzauberte und sie auch hübsch fein auf den Schultern tragen musste, habe ich ihn tatsächlich auch gesehen. Erst auf der Leinwand und später, nachdem mich fast ein Wagen der Polizeieskorte überfahren hat, auch in seinem Wagen, der am Potsdamer Platz vorbei seinen Weg zum Adlon suchte. Wäre ich fein genug gewesen, hätte ich vielleicht auch einen Blick im Ritz auf ihn werfen können, wo er angeblich vor seiner Rede noch einmal schnell schwitzen wollte.
Was soll ich großartig sagen, was man nicht in den Nachrichten und diversen Blogs bereits lesen kann. Der Mann ist auch nur ein Politiker, der Reden schwingt. Im Gegensatz zu anderen kann er das aber wenigstens ordentlich. Was alle amerikanischen Medien ständig preisen, stimmt in der Tat: der Mann kann einen mitreißen! Ich kann mir kaum vorstellen, was wir zu Zigtausenden eine Stunde wartend auf einer Straße stehen, um Frau Merkel oder Herrn Beck begeistert zuzujubeln. Dem Gas-Gerd, dem alten Gasserhauer, dem früher vielleicht noch.
Fakt ist, dass mich die Tage schlauchen, egal wie sie am Ende ausgehen. Ob nett zusammensitzend am Küchentisch, ob mit Oberschenkelzerrung auf der Bowlingbahn oder mit massenkompatiblen Veranstaltungen zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Ich freue mich apathisch auf das Wochenende, das sogar richtig gut werden soll. Ich freue mich auf ein oder zwei Stunden länger schlafen und auf freie Zeit ohne Monitorings, Clippings, Recherche und Meetings. Was mich selber ein wenig überrascht, mehr als erwartet, ich freue mich auf irgendwann, später, wenn dieser ganz bestimmte Tag beginnt.
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Wie heute gemerkt habe, wird mein Berliner Leben wohl wirklich ausschließlich durch Arbeit geprägt sein. Abends mal die Eier schaukeln und ein Kindl reinhauen? Wenn jeder Tag so wird wie der heutige erste Arbeitstag erlaube ich mir gar nicht erst daran zu denken. Man bedenke: erster Arbeitstag! Ein Tag mit Sätzen wie: "Mach dich erst einmal mit der Serverstruktur und den Projekten vertraut, lies dich in die Berichte ein und dann wird morgen halt richtig gestartet." Okay, ich musste einiges nachholen, was andere in Wochen vorbereitet hatten, aber da ich bei Weitem nicht die Bibel gelesen habe und der halbe Tag aus Organisation bestand, zählt der Tag auch nicht wirklich. Und wenn morgen "richtig gestartet" wird, dann sehe ich für meine Tagesform schwarz.
Mein Arbeitgeber im Praktikum ist eine anerkannte und nicht unbedingt unbedeutende PR-Agentur im Herzen von Berlin. Das Kundenportfolio ist breit gefächert und geht von Krisenkommunikation eines großen Getränkeherstellers über die allgemeine Kommunikationsstrategie eines Telekommunikationsherstellers bis zum Issues Management einer international tätigen privaten Stiftung. Ich bin einer von derzeit rund 15 Praktikanten, die in drei verschiedenen Units tätig sind und den Beratern zuarbeiten. So wie es ausschaut, werde ich meine Tage einerseits mit Recherche, andererseits mit Input-Meetings und Projektplanung verbringen.
Die Abende können hingegen so weitergehen wie der heutige. Eigentlich müde und kaputt war die Neugier auf Infos über die Mitbewohner doch so groß, dass ich mit einem leckeren Bierchen angenehme Küchengespräche geführt habe. Details, habe ich entschieden, werde ich, wenn überhaupt, an späterer Stelle hinzufügen. Jetzt muss für die werte Leserschaft erst einmal die Information reichen, dass ich mit der Entscheidung dieses Zimmer in der Tempelhofer WG zu beziehen zumindest was den Erstkontakt angeht, keinerlei Fehler gemacht habe. Auch, wenn der Kleine am frühen Abend doch recht anstrengend ist. Aber das bin ich ja von Blue gewohnt...
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Den nächsten Tag ging ich etwas entspannter an. Die Besichtigungstermine hatte ich den Nachmittag gelegt, daher konnte ich mein Standardlümmelprogramm genüsslich in den Vormittag legen. Ich begann am Reichstag rumzulümmeln, setzte das im Tiergarten fort und blieb dort auch eine Stunde, ohne irgendetwas getan zu haben. Die Frauenwelt beglückte ich mit offener Hemdfront, meine Augen mit der Sonnenbrille und mich selbst mit einer kühlen Flasche Wasser. Irgendwann stieg ich empor und schlenderte gen Bellevue, von wo aus ich mit der S-Bahn einfach mal quer durch die Stadt tuckerte. Mein erster Besichtigungstermin rückte näher, daher hatte ich mir überlegt bis Alexanderplatz zu fahren, von dort aus mit der U-Bahn nach Gesundbrunnen und dann die restliche Strecke mit der Ringbahn. Da mich eine Diskussion in der S-Bahn fesselte, in der ein zotteliger Jugendlicher - ich glaube, es waren irgendwelche Musikschüler, jedenfalls hatte mich beim Einsteigen einer fast mit seinem Gitarrenkoffer ausgeknockt - mit seiner Lehrerin darüber debattierte, wie schwerwiegend man die neuen Sicherheitsgesetze sehen müsse. "Der Schäuble ist doch für Deutschland gefährlicher als der Terrorismus", sagte er und ich stimmte mit einem genüsslichen Schmunzeln vollends zu. Die Lehrerin murmelte noch etwas von Stasi und dann war da auch schon der Ostbahnhof und mit ihm die Ausstiegszeit der Gruppe. Ich hingegen fuhr noch bis Ostkreuz. Dort amüsierte ich mich erneut. Über das Bauplakat der Deutschen Bahn, die großspurig ein Morastloch neben dem Gleisbett als "Baumaßnahme zur Modernisierung Berlin Ostkreuz" titulierte. "Fertigstellung 2014". Kein Wunder, wenn die schon so anfangen.
In Prenzlauer Berg hatte Bart van Butselaat, ein Electromusikproduzent ohne Künstlernamen wie man zuerst fälschlicherweise vermuten mag, vergessen, dass ich kommen wollte, um das Zimmer anzuschauen. Recht flexibel bot er mir dann doch noch eine Tour an. Sehr viel gefasster und vorbereiteter als Bart machte mir eine Stunde später ein langhaariger Endzwanziger in Tempelhof die Tür auf und bat mich in die Wohnung, in die ich mich sofort verliebte. "Du bist hier am Arsch, das weißte, ne?", sagte er, als ich mich nach der Gegend erkundigte. "Aber wir fahren sowieso zum Feiern meist Richtung Mitte." Noch ein Anruf, und wenn er und seine Mitbewohnerin genauso denken wie ich, sollte es diese Wohnung sein. Wenn nicht, kann ich immer noch bei Bart unterkommen.
Meinen Nachmittagslunch nahm ich unter einem der S-Bahnbögen ein, in einem netten kleinen Restaurant namens "Triangel", das neben einer äußerst belustigenden Speisekarte auch sehr leckeren Salat zu bieten hatte. Zum Verdauen legte ich mich noch einmal auf eine Grünfläche an der Spree, wo ich sowohl Zeuge von Berliner Freizügigkeit ("Kerstin, dit kannste jetzt nüscht ausziehen, da kiekt der doch!" - "Ejal, der wird schon seenen Spaß dabei haben!") als auch von inneren Vatergefühlen wurde, als ich unerwartet lange eine junge Mutter mit ihrem Baby beobachtete, ohne direkt an der Frau interessiert zu sein.
Die Rückfahrt mit dem gleichen Fahrer wie am Freitag gestaltete sich weniger lustig und kommunikativ. Statt einer bunten Mischung hatten wir diesmal ausschließlich Testosteron an Bord, was dazu führte, dass ich mich meiner Müdigkeit hingab und erst durch das süße Säuseln von Rufus Beck geweckt wurde, der durchaus ambitioniert, aber für meinen Geschmack doch recht eintönig Harry Potter und der Halbblutprinz las. Nach vier Stunden Fahrt nur mit Harry im Ohr und sonst keinerlei Konversation weiß ich wenigstens wie Voldemort zu seiner nahen Unsterblichkeit gekommen ist.
Ach ja, und dass Berlin genau meine Stadt werden kann, das weiß ich nach diesem Wochenende auch.
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Das erste hatte ich direkt mal auffliegen lassen, da mir bereits die Gegend nicht sympathisch genug war. Ich bin schlechte Gegenden aus Dortmund und Gelsenkirchen gewohnt, aber was sich mir da rund um diesen Wohnbezirk (noch Kreuzberg, aber schon zuviel Neukölln wie mir schien) bot war erschreckend genau das, was ich nicht zwei Monate ertragen möchte. Also kurzerhand abgesagt und mich stattdessen an die Spree gepackt. Mit Sonnenbrille und einer Wasserflasche bewaffnet, lümmelte ich also so herum. Ging ein paar Schritte bis zur nächsten Grünfläche - und lümmelte erneut. Ich lümmelte gegenüber der Museumsinsel, ich lümmelte auf der Wiese am Berliner Dom. Ich lümmelte direkt am Alex. Zwischendurch fuhr ich dann Bus und Bahn. Ohne bestimmte Ziele, einfach mal nur einsteigen und schauen, was es alles so gibt. Einmal im Kreis (Ringbahn), einmal kreuz und quer (Westkreuz bis Ostkreuz) und quer und kreuz (Tempelhof bis irgendwo da im Norden, Wedding oder Prenzlauer Berg die Gegend). Ach, bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften lümmelte ich zwischendurch übrigens auch noch, fällt mir gerade ein.
Immer wieder muss ich bei all diesen Aktivitäten wohl furchtbar wissend und heimisch ausgesehen haben, da mich Touristen nach dem Weg nach XY fragten, ohne dass ich auch nur die Spur einer Ahnung gehabt habe. Zu mancher Zeit wäre es fürchterlich interessant gewesen, mal selber zu wissen, wo man war. Aus purer Orientierungslosigkeit machte ich Rast im Hostel. Dort erledigte ich den einen oder anderen Anruf, um mir auch morgen noch Zimmer anschauen zu können. Nebenbei zog ich mir einen bösen Blick der neuen Zimmerbewohnerin zu, als ich schmunzelnd ihren Kampf mit dem Spannbetttuch beobachtete (mit dem ich mich selbst den Abend zuvor abgequält hatte) und auf ihr Nachfragen ("Do you enjoy?") entgegnete: "It's quiet a show." Aber wenn man in der Sache vereint ist und seit dem Schullandheim kein Hochbett mehr frisieren musste, nimmt man so etwas nicht so ernst, wie mir scheint.
Was mich enorm überrascht, ist, dass man trotz der Berliner Ausmaße in relativ kurzer Zeit quer durch die Stadt kommt. Bei meinem letzten Aufenthalt hier hatte ich mir ja die Siebenmeilen-Businessschuhe verordnet und war entsprechend wenig bis gar nicht mit dem Öffentlichen Nahverkehr unterwegs. Dieses Mal, mit Tagesticket, nutzte ich bisweilen die Gelegenheit nicht alles abzulaufen. Viel per pedes unterwegs war ich ohnehin, da das Wetter zu genial ist, um es in S-, U-, oder Sraßenbahnen zu verbummeln. Aber Strecken von Alexanderplatz bis zum Beispiel Tiergarten sind doch um einiges leichter, wenn man einfach nur in die Zurücktretenbahnen einsteigt und sich kutschieren lässt.
Was mir auch noch aufgefallen ist - soviel, wie mir wirklich aufgefallen ist, konnte ich mir erstens gar nicht merken und zweitens auch nicht hier wiedergeben, davon mal ganz abgesehen - aber was mir so wirklich aufgefallen ist, sind die unterschiedlichen Berlins. Also die Jahreszeiten Berlins. Letztes Mal im Februar, im tiefsten deutschen Winter also, war Berlin eine nette Erfahrung und einen Blick wert. Das sommerliche Berlin aber ist grandios! Die ganze Hauptstadt ist auf den Beinen und aalt sich irgendwo. Es gibt offene Türen (Bundesrat und noch irgendein Regierungsdingens, hat mich aber diesmal so gar nicht interessiert), es gibt Strandcafés, Straßencafés und U-Bahntrassencafés (direkt mal eines für morgen zum Lunchen festgelegt) und es gibt Berliner Schnauzen. Ich liebe es.
Meine Liebe geht soweit, dass ich sogar sozial engagiert war. In der S irgendeine Nummer (ich glaube es war einer der beiden Ringbahnen also entweder 41 oder 42) stellte sich ein Mann in die Mitte des Wagens und verkündete, dass sein Name Dieter sei und er aus persönlichen Gründen obdach- und arbeitslos sei. Er bekäme derzeit keine Unterstützung vom Amt und - jetzt kommt der Part, der mich weich machte - um Geld zu verdienen, habe er sich entschlossen die Obachlosenzeitung "Straßenfeger" an den Mann zu bringen. Er bedankte sich für die Aufmerksamkeit und ging mit den Zeitungen durch den Waggon. Kein Betteln a là "Bittebitte kooft doch" oder "Ick geh doch een, wenna nüscht kooft". Kurz angesagt, was Sache ist und dann warten, dass jemand freiwillig und freiherzig kauft. Habe ich getan. Seitdem ich letztes Jahr die Reportage über die Dortmunder Obachtlosenzeitung geschrieben habe, bin ich aufmerksam, wenn ich auf Menschen treffe, die sich damit über Wasser halten. Das brotlose Inderpack (entschuldigen Sie den harten Ausdruck, aber das war es einfach) auf der Spreebrücke, die versuchten mit dem bettelnden Kind Eindruck zu schinden ("Bittebitte, gebe Geld"), hatte ich zuvor auch ignoriert. Dem Dieter aber habe ich eine Zeitung abgekauft. Ich nehme an, dass es in Berlin wie in Dortmund läuft, was die Beteiligung angeht - sprich, die auf der Zeitung vermerkten 80 Cent als Anteil darf er ebenso behalten wie das, was die Käufer zusätzlich hinzugeben.
Abends am Spreeufer habe ich dann auch einige Artikel aus der Zeitung gelesen. Themenschwerpunkt war der Umgang mit der Zeit damals und heute. Beim Lesen dachte ich mir, dass ich es eigentlich bisher immer gut hingekommen habe, meine Zeit zu managen. Sei es jetzt bei wichtigen Terminen oder einfach nur in der Freizeitplanung. Hat mich gut gelaunt gestimmt, diese Tatsache.
...gerade stürzt Berlin ein...
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Mitfahrgelegenheit zuerst. Als ich da so mutterseelenallein am Nordausgang des Hauptbahnhofs stand und mir so dachte: Mensch, die eine Blonde da drüben, die ist ja auch mal nicht von schlechten Eltern - das war kurz nachdem ich dachte, dass dieser kleiner Junge sowas von ungezogen ist, dass er nicht auf seine junge Mama hört - kam mein Fahrer (wie erhaben das jetzt klingt, dabei ist es doch eine Mitfahrgelegenheit) vorgefahren. Und siehe da, die eine Blonde da drüben, die auch nicht von schlechten Eltern ist, sollte doch glatt eine von drei Mitfahrern exklusive mir werden. So unschlechtelterlich wie sie aussah, so sportlich stellte sie sich heraus. Nachdem wir alle zum Kennen lernen das Wetter gelobt hatten, kamen Fahrer und die Blonde ins Gespräch was Sommersportarten anging. Sportmanagement und -tourismus studiert sie. Und der Fahrer macht anscheinend nicht nur in Energie, sondern auch in Sportartensammeln, denn er hatte zu jeder einzelnen eine Anekdote. Liebenswert, aber teilweise überzogen, wie ich fand. Als ich ihm das deutsche Verlagswesen und den Aufbau einer Tageszeitung erklärte, schien er trotzdem beeindruckt. Die beiden anderen Studenten, beide Gastronomen an einer Privatschule und welterfahren ("In Dubai wurde ich besser bezahlt als in Berlin"), hielten sich dezent zurück. Hätte ich anstelle des einen auch gemacht. Fährt zum Geburtstag seiner Mutter nach Berlin, hat aber kein Geschenk!
Bis auf ein wenig Stau hier und da war es fast eine Wiederholung der Fahrt vom gestrigen Abend. Eigentlich hätte ich direkt in Hannover bleiben können, dann hätte man mich Hannover-Lahe aufgabeln können und zack, hätte ich die Verschwörungstheorien der Wirtschaftspolitik verpasst. Schwund ist immer.
Berlin bei Sommer ist übrigens nicht von schlechten Eltern. Nach Einchecken im Hostel ("Du hast Pech, nur Kerle bei dir auf dem Zimmer." - "Ach, sach an!") schlenderte ich mit Rücken - miese Scheißrücklehnen im Kombi - an der Spree entlang und kehrte standesgemäß im Bundespressestrand ein. Monatelange Abstinenz zum Trotz gönnte ich mir ein waschechtes Erdinger Weizen und beobachtete die Shaggy-Dancecombo. Ein wenig komisch kommt man sich ja vor, wenn man da so mit seinem Bier auf einem der Biergartenbänke sitzt und um einen herum ständig das Publikum wechselt.
Der Rückweg war ein Schlendern deluxe. 20 Grad und das wohlige Gefühl eines Weizenbieres in Kopf und Magen. Was könnte es Schöneres geben.
Derzeit: Stimmengewirr. Eine absurde Mischung aus Berlinerisch und Englisch. Und der Wunsch nach einem Bett.
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