Donnerstag, 20. Dezember 2007
Radio-head
Das Haus wirkt ziemlich groß und opulent für seine Dienste. Mittig schwingt sich eine, zur Zeit mit Weihnachtsdekoration überladene Treppe in eine Höhe von drei Stockwerken. Riesige Weihnachtsmänner lassen sich von den Wänden hängen - ihr Rot kontrastiert harmonisch mit dem Grün unserer Besucherausweise. Dass hier, in diesen Räumen, Radio gemacht werden soll, kann man auf den ersten Blick kaum glauben. Nur, wenn aus den Eckboxen das Live-Programm tönt und sich dann ein Gesicht durch eine halbgeöffnete Tür schiebt um mit kecken Blick zu fragen: "Wie war ich?", kommen einem entsprechende Assoziationen in den Kopf.

Radio.NRW in Oberhausen liefert das Rahmenprogramm für die 45 lokalen Radiostationen in Nordrhein-Westfalen. Von hier tönen 21 Stunden Vollprogramm inklusive Nachrichten, Staumeldungen, Comedy aus den Lautsprechern. Dass die einzelnen Lokalstationen nur drei Stunden Programm selber produzieren und der Rest - bis auf das Wetter und jeweils 10 Minuten optionale Zeit in einer Stunde - zentral von Radio.NRW zusammengemischt wird, bekommen die Hörer nicht mit. Auch werden sie niemals etwas von den netten Herren in der Musikredaktion erfahren, die jeweils einen kompletten Tag Musik zusammenbasteln. Diese Pakete werden wie ein Fertiggericht an die Moderatoren im Studio gegeben, die dort nur noch einzelne Gewürze wie An-, Zwischen- und Abmoderationen hinzumischen. Die Musikgestaltung folgt einem klaren Schema: Nicht mehr als zwei weibliche Interpreten, nicht mehr als vier männliche hintereinander. Nach einer Uptempo-Nummer folgt etwas ruhiges. Dass mitten in die Moderationen oder die Stücke nicht die stündlichen Nachrichten reinplatzen ist die Aufgabe der örtlichen Moderatoren. Zur vollen Stunde wird das Programm zentral geschaltet - "Nachrichten aus NRW, Deutschland und der Welt", ob man will oder nicht. Genauso ist auch die 10-Minuten-Option in der Stunde (von xx:23 Uhr - xx-33 Uhr) eine Option von zehn Minuten und nicht von zehn Minuten 13 Sekunden. Wer nach zehn Minuten nicht zu Potte kommt, hat selber Schuld.

Das Programm läuft. Radio.NRW hat mit seinen 45 Lokalstationen über 1,5 Millionen Zuhörer. Regelmäßige Umfragen ergaben, dass Hörer mit dem Alter eher zu den Lokalen wechseln, als zu anderen großen Stationen. Die Macher hinter Radio.NRW sind sich ebenfalls treu geblieben. Manche sind über sieben Jahre dort, bekannte Größen wie Jürgen Bangert, der den überregional bekannten Elvis Eifel mimt und noch dazu knapp 50 Promis in sich trägt, geben dem Zentralsender ein Gesicht und natürlich seine Stimmen.
Radio macht Spaß. Diesen Eindruck hat man zumindest nach dieser Führung und nach den zahlreichen lockeren Gesprächen mit den Verantwortlichen. "Wer nen Praktikumsplatz braucht, soll einfach anrufen", bietet man uns zum Schluss an. "Solange ihr in der Nachrichtenredaktion nicht fragt, weshalb die Uhr mit New York darunter falsch geht, seid ihr dann auch länger willkommen." Die Praktikantin, die sich das geleistet hatte, musste kurz danach gehen, ergänzt man mit einem süffisanten Grinsen.

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