Englisch für Anfänger
In den vergangenen Jahrzehnten war es Gang und Gebe amerikanische Serien fürs deutsche Fernsehen einzukaufen, zu synchronisieren und dann hier auszustrahlen. Das ist heute natürlich nicht anders, denn das deutsche Fernsehen traut sich aufgrund von Quotenängsten nicht, selbstständig neue Formate zu entwickeln.

Stattdessen wird weiter eingekauft. Früher jedoch ging das Einkaufen damit einher, die englischsprachigen Originaltitel einzudeutschen. Die Globalisierung steckte noch in den Kinderschuhen, Mama und Papa hatten vielleicht Angst vor Englisch, wer weiß. Jedenfalls setzten sich dann kreative Köpfe an den Tisch und dachten sich passende deutsche Serientitel aus, so richtig klasse klingende Haudraufheader.

"The Fall Guy" - na, weiß es jemand? Hierzulande vielleicht bekannter als Ein Colt für alle Fälle.
"Married... with children" - würde jemand ohne Vorwissen denken, dass es sich dabei um den Comedyklassiker Eine schrecklich nette Familie handelt? Hier finde ich übrigens den deutschen Titel überraschend passender als das englische Original.
"Little House on the Prairie" - hier wird am logischsten an den Originaltitel angelehnt, wenn es Unsere kleine Farm heißt.

Heutzutage heißen Serien einfach so wie sie heißen. Da sehen wir in der Fernsehzeitung höchstens unnötige deutsche Ergänzungstitel, die man sich beim Nennen sowieso spart. Heute heißt es Lost, Boston Legal, Without a trace und Desperate Housewives.

Gut so, denn im Theater wird ein Stück aufgeführt, dessen Titel in den 80ern leicht als eingedeutschtes Sex and the City hätte durchgehen können, wenn man mich fragt.

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nyxon, Samstag, 6. Januar 2007, 17:27
Leider war die Werbetafel in Dortmund heute schon anders belegt, deswegen nur eine Werbegrafik von der Kölner Aufführung

kid37, Sonntag, 7. Januar 2007, 03:47
Ravenhills Stück ist mittlerweile aber auch ein (ziemlich finsterer übrigens) Klassiker - und enthält im Grunde doch nur "deutsche" Wörter ;-).

nyxon, Sonntag, 7. Januar 2007, 17:17
Der Titel macht auf jeden Fall auf sich aufmerksam. In den nächsten Wochen läuft es noch einige Male hier. Vielleicht besuche ich aus Recherchegründen eine Vorstellung :)

cabman, Samstag, 6. Januar 2007, 17:49
Vielleicht traut sich auch irgendwann ein Sender, die Sendungen im Originalton auszustrahlen? Wär ja mal was, so rein bildungstechnisch...

sanddorn, Samstag, 6. Januar 2007, 18:37
Oh ja! Das wäre mal eine tolle Idee. Soll ja Länder geben, in denen es so etwas bereits gibt ;-) Und komischerweise sind die auch richtig gut in Englisch... Aber wahrscheinlich wird es da nur nicht übersetzt, weil es sich für Länder mit beispielsweise 9 Mio Einwohnern nicht lohnt, den ganzen Quatsch zu übersetzen. Ich glaube also nicht, dass wir uns in Deutschland in nächster Zukunft an Originalton im Fernsehen erfreuen dürfen. Man denke doch nur mal an die ganzen Synchronsprecher, die dann arbeitslos wären ;-)
Trotzdem schade!

nyxon, Samstag, 6. Januar 2007, 18:51
Tragisch
Ausgerechnet in dieser Hinsicht müssen uns z.B. die Niederlande voraus sein *gg*

Ich bin ein großer Fan von Serien im Original. Es geht viel an Wortwitz und Authentizität durch die Synchronisation verloren. Deshalb versuche ich die Serien, die ich wirklich gut finde und schätze, durch Internetstreams oder auch semilegale Methoden (Psssst...) im Original zu sehen.

sanddorn, Samstag, 6. Januar 2007, 19:03
eben, eben...

(Kann da übrigens ein Auslandsjahr in, sagen wir doch den Niederlanden :P , empfehlen. Da kann man dann ganz legal Fernsehschauen... Außerdem soll das auch sonst Spaß machen - hab ich gehört ;-) Bist doch jetzt auch Student, da könnteste das ja mal in Erwägung ziehen)

nyxon, Sonntag, 7. Januar 2007, 00:26
Ein Auslandssemester habe ich mir vorgenommen, ich würde aber gerne in die Schweiz, wenn es sich einrichten ließe. Die Niederlande reizen mich nicht wirklich - außer Serien im Original und Vla haben die ja nicht wirklich was zu bieten.

textlastig, Sonntag, 7. Januar 2007, 00:51
Ich finde Übersetzungen gut. Man muss schon sehr gut eine Sprache sprechen, damit man die Feinheiten eines Textes oder Dialoges aufnehmen kann. Deswegen glaube ich, dass eben nicht die Authentizität und der Wortwitz verloren geht, weil 90% der Zuschauer noch nicht einmal das Feingefühl für die deutsche Sprache besitzen. Wie sollen sie dann Pointen in einer Fremdsprache erfassen können? Und so schlecht sind die meisten Synchronisationen nun auch wieder nicht.

Wer möchte kann ja heutzutage alles im Original lesen, hören und schauen. In jeder größeren Stadt werden Filme im Original aufgeführt. Bücher kann in der englischen Originalfassung bequem über das Internet bestellen und auch Serien und Filme gibt es meist mit englischer Sprache als DVD. Man hat also die Wahl.

Was mich jedoch wundert, dass Filme und Serien nicht zweisprachig ausgestrahlt werden. Dabei wäre es durchaus möglich dies zu tun, wobei ich an dieser Stelle mir nicht sicher bin, ob es bei der Tonqualität nicht zu Einbußen kommt.

Aber im Rahmen des technischen Fortschritts wird in zehn Jahren vieles ganz anders aussehen. Web 3.0 oder was auch immer wird auch endlich das Medium Fernsehen erfassen und verändern.

sanddorn, Sonntag, 7. Januar 2007, 01:57
"In jeder größeren Stadt werden Filme im Original aufgeführt." Eine Stadt mit 500 000 EW gehört da leider noch nicht wirklich in diese Kategorie, denn ich habe den Eindruck, wenn man nicht gerade nur die Hollywoodreißer sehen will, hat man in kaum einer deutschen mittelgroßen Stadt die Chance, sonderlich viele Filme im Original zu Gesicht zu bekommen - auf großer Leinwand. Aber DVSs sind da in der Tat eine gute Alternative. Und die zweisprachige Ausstrahlung finde ich ja mal eine richtig gute Idee - da könnte man dann vielleicht auch auf (zumindest mich immer störende) Untertitel verzichten - die ja ansonsten meist dabei sind (damit eben doch alle den Witz verstehen - unabhängig von den eigenen Fremdsprachenkenntnissen). Ich hätte nichts dagegen, wenn das weniger als zehn Jahre brauchen würde :-)

@ nyxon: Die Niederlande haben, denke ich, schon ein bisschen mehr zu bieten. Aber Schweiz klingt doch auch nicht schlecht. Gibt es da schon konkretere Pläne, oder ist das bisher nur so eine Idee? (Wobei, was frage ich hier eigentlich - wann hast du mal keine Pläne :P ?)

textlastig, Sonntag, 7. Januar 2007, 02:04
Och komm. In einer Stadt mit 500.000 Einwohnern gibt es doch bestimmt Programmkinos, wo Filme in der Originalfassung laufen. Ich muss natürlich zugeben, dass ich ein wenig verwöhnt bin. Mit Bonn und Köln vor der Haustüre habe ich eine fast grenzenlose Auswahl an Großraumkinos und auch sehr guten Programmkinos,

Ich hab eben noch ein bisschen bei Wikipedia nachgelesen. So ganz trivial ist das nicht mit dem Zweikanalton, liegt aber hauptsächlich daran, dass die Sender anscheinend kein Interesse haben einen Film zweisprachig auszustrahlen.

nyxon, Sonntag, 7. Januar 2007, 03:24
Frau Sanddorn muss auf Kinos im Osten zurückgreifen, vielleicht kommt es deswegen zu diesen Defiziten im Programm *fg* Tschuldigung, ich benehme mich jetzt wieder zwei Minuten, versprochen...

Also, im örtlichen Großraumkino mit den Sternen laufen einige Filme auch im Original, was das kleinere Alternativkino angeht, bin ich mir ziemlich sicher, dass dort ebenfalls solche gezeigt werden, wahrscheinlich mehr noch als im großen Markenpalast, denn dieses schnuckelige, kleine Ding ist bekannt für sein B-Movie- und Indepedentprogramm. Da würden sich Originale äußerst gut einreihen.

Zweikanalton, das wäre es tatsächlich! Technisch möglich, wie es uns die Öffentlich-Rechtlichen schon vor langer Zeit hier und da bewiesen haben. Weshalb nicht darauf zurückgegriffen wird, kann ich mir nicht erklären. Ein entsprechendes Publikum wäre sicherlich rasch angetreten.

Ich möchte da auch dem Herrn Cabman zupflichten, dass es vielleicht gerade bildungstechnisch vom Vorteil wäre, denn Serien oder Filme, die man mag, möchte man gemeinhin auch verstehen und ich traue der interessierten Gesellschaft durchaus zu, dass sie sich dann auch bei fehlendem Vokabular entsprechend aufklären würde und somit auch noch motiviert würde, sich weiterzubilden. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich eher selten Vokabeln nachschlage, wenn ich einen englischen Film gesehen habe...
Publikum, das von vornherein nicht den Bildungsstand hat, wird sich wohl aber auch eher wenig von englischsprachigen Programmen angesprochen fühlen, glaube ich.

Frau Sanddorn, konkrete Pläne bezüglich eines Schweizaufenthaltes habe ich noch nicht. Derzeit habe ich eher den erfolgreichen Abschluss des ersten Semesters im Kopf - wobei mir der Gedanke an die Klausurphase auch bereits Magenschmerzen bereitet.
Das Auslandssemester werde ich dann wohl in der Zeit des dritten oder vierten Semesters anstreben.

sanddorn, Sonntag, 7. Januar 2007, 14:25
Wir haben schon ein paar schöne Programmkinos in meinem wunderschönen, 500 714 Einwohner zählenden Städtchen. Aber wenn da nicht gerade spanische Woche ist und mal eine Woche lang Filme im spanischen Original gebracht werden oder sonst ein Versehen vorliegt (ich kann mich an ZWEI Filme im Original erinnern in den vier Jahren, die ich dort wohne ["Coffee and Cigarettes" und "My Architect - a son's journey" - beides sehr empfehlenswerte Filme, wie ja doch mal nebenbei angemerkt werden muss]), dann sieht es da eher mau aus. Dann eben doch Großraumkino mit dem üblichen, immer schlechter werdenden Filmprogramm, die sich einmal im Jahr überlegen, den größten Publikumsrenner (selten etwas Gutes) auch in OMU-Fassung zu zeigen.
Interessanter Gedanke, dass das was mit Ost und West zu tun haben könnte. Vielleicht wird die Bezeichnung "Tal der Ahnungslosen" uns auf immer und ewig verfolgen?? Aber warum? Kann die Zielgruppe im Osten kein Englisch?? Glaub ich nicht. Zumindest nicht schlechter als die bei euch im Westen, lieber Herr Nyxon - das wäre dann also ein eher gesamtdeutsches Problem ;-) Hab da ja schon mal ein belustigendes Gespräch drüber geführt.
Na wie auch immer. Muss mich wohl mit der Situation abfinden - oder wieder näher an Köln/ Bonn ziehen. (Wobei mir das im Moment ja eh alles egal ist - Schweden hat das Problem ja nicht*ätschebätsch*.)

Dir, Herr Nyxon, wünsche ich eine erfolgreiche Klausurphase. Wird schon werden!! Und noch eine Frage: Kann man bei euch schon im Grundstudium ins Ausland?? Bei uns war das Vordiplom Voraussetzung.

nyxon, Sonntag, 7. Januar 2007, 17:30
Was das Bildungsdefizit angeht, hat die Wiedervereinigung wohl bestens funktioniert. Gesamtdeutsche Dummheit...

Wie gesagt, ich habe mich noch gar nicht wirklich mit der Umsetzung eines Auslandssemesters beschäftigt, nur dass ich eines machen möchte, das weiß ich. Wann und in welchem Umfang das möglich ist, lasse ich mir dann beizeiten erklären.