Padawan
Deutschland nach einem erfolgreich durchgeführten Terroranschlag. Es zeigt sich, dass alle Prävention nichts genutzt hat und die Regierung ohnmächtig Notstandsverordnungen und Sondergesetze erlässt, um Chaos zu verhindern und die Gefahr eines weiteren Anschlags zu vermindern. So schnell und unüberlegt, dass auch Unschuldige schnell in das Netz der Terrorfahnder geraten und ihnen ein unfairer und kalter Prozess gemacht werden soll. Kein autoritärer Polizeistart, sondern eine überängstliche Reaktion auf die Ereignisse führen zum Kurzschluss.

So in etwa sollte sich die Handlung meines neuen Romans abspielen. Ein aktuelles, hoch brisantes Thema hatte ich mir ausgesucht und war anfangs Feuer und Flamme beim Schreiben. Ideen lieferte mir Wolfgang persönlich, indem er fast jede Woche einen neuen, unglaublichen, aber für den Ernstfall gar nicht so unwahrscheinlichen Vorschlag zur Sicherheit machte. Ein Selbstläufer, dachte ich mir bei den ersten getippten Seiten.

Jetzt bei Seite 40+X geht mir die Puste aus. Ich habe den Umfang einer reelen Recherche und zeitnaher Auseinandersetzung komplett unterschätzt, scheint mir. Ich bin im Wunsch neben einer ordentlichen Charakterausarbeitung auch einen ebenso makellosen Spannungsbogen zu liefern, in eine Sackgasse geraten. Die Personen drohen im Wahn meiner Handlung unterzugehen, statt scharfe Konturen zu schaffen, wo sie für den Charakter nötig sind, drifte ich zu sehr ins Nebulöse ab. Intensität bei den Verhörszenen liefere ich etwa zur Hälfte hin nach dem immer gleichen Schema. Selbst beim Schreiben zeigt mir all dies meine Unerfahrenheit in Sachen echter Spannung.

Mein Hauptaugenmerk lag immer im Ausbau meiner Charaktere, dem Aufzeigen einer Vielschichtigkeit, um Stereotypen zu verhindern. Die Handlung dienste bisher immer als Begleiterscheinung meiner Personen. Nun soll es anders sein, die Personen sollen die Handlungsaussage verstärken. Und in dieser Sache bin ich wohl oder übel noch ein allzu junger Padawan, der kurz vorm Aufgeben steht.

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herr chauvi, Dienstag, 23. Oktober 2007, 14:27
Man wächst an Aufgaben, nicht an Aufgeben.

nyxon, Dienstag, 23. Oktober 2007, 14:30
Wohl wahr, aber mir fehlt derzeit die Motivation, mich weiter an dieser Aufgabe zu versuchen.

herr chauvi, Dienstag, 23. Oktober 2007, 14:34
Dann machen Sie eine Pause, und werfen Sie ein wenig Dünger statt der Flinte ins Korn. ;)

nyxon, Dienstag, 23. Oktober 2007, 16:31
Wenn ich eine Pause beim Schreiben einlege, verwerfe ich meist meine Idee nach einer gewissen Zeit komplett, da ich dann erst recht merke, wie überfordert ich damit bin :)

sanddorn, Dienstag, 23. Oktober 2007, 15:21
Du und Aufgeben? Seit wann das denn?!??

nyxon, Dienstag, 23. Oktober 2007, 16:32
Seit Wochen geht nichts voran in de Handlung, das demotiviert zutiefst.

mark793, Dienstag, 23. Oktober 2007, 16:22
Tja, wenn die Kondition noch nicht reicht für die lange Strecke, dann vielleicht ein paar kürzere Läufe absolvieren? Ausarbeiten eines Nebenstranges zur Kurzgeschichte vielleicht?

Marquez hat sich ja auch nicht hingesetzt und als erstes "Hundert Jahre Einsamkeit" am Stück hingekloppt. Einiges Material dazu war schon in Form von kürzeren Geschichten vorhanden, andere Nebenstränge hat er hinterher extra verwurstet, soweit ich weiß.

nyxon, Dienstag, 23. Oktober 2007, 16:34
Tatsächlich habe ich meist Texte, bei denen mir zuletzt die Puste ausging, so zusammengekürzt, dass sie eigenständig daherkommen konnten.
In jetzigen Fall schreibe ich auf drei verschiedenen Zeitebenen und füge die Teile erst am Ende zum ganzen Roman zusammen - zumindest hatte ich es so angedacht. Aber jetzt, wo ich mit Ebene 1 bereits unzufrieden bin und meine Charaktere nicht richtig auszubauen weiß, vergeht mir die Lust an den Ebenen 2+3.

mark793, Dienstag, 23. Oktober 2007, 16:40
Verstehe. Aus zweiter Hand sind mir solche Problemstellungen sehr vertraut. Meine Frau hat auch ein ansehnliches Konvolut an Kurzgeschichten auf Lager, die übergreifende Idee, das alles zu einem opus magnum zu verweben, ist auch ansatzweise vorhanden - aber es fügt sich irgendwie doch nicht so richtig zusammen.

Ab einem gewissen Punkt muss man dann halt auch sagen können, ok, es hatt nicht sollen sein...

schluesselkind, Mittwoch, 24. Oktober 2007, 22:12
Vielleicht liegt es ja eben daran, dass Sie sich tief im Innersten doch nicht so für "äussere" Handlung interessieren? Und wäre es eine Lösung, die Fakten-Fakten-Fakten mit Mut zur Lücke einfach sausen zu lassen und sich darauf zu konzentrieren, was mit dem Leben, dem Gefühlsleben, den Werten, Hoffnungen etc. einiger evtl. ganz konträr ausgewählter Figuren passiert?

nyxon, Donnerstag, 25. Oktober 2007, 11:02
Ich glaube, Sie haben das ganz richtig erkannt, Frau Schlüsselkind. Schon immer habe ich die Psyche und Entwicklung der handelnden Person vor die Handlung an sich gesetzt, da es für mein Verständnis keine Selbstläufe von Handlung gibt. Mir liegen die Charakterstudien mehr als die Erzählungen an sich.
Es wieder auf die altgewährte Art aufzuziehen, ist auf jeden Fall ein Weg die Kurve zu kriegen. Schade wäre es nur um die ganzen Seiten, die ich mittlerweile mit dem Handlungsstrang gefüllt habe - die sind unter einem anderen Konzept nur schwer zu gebrauchen.

novemberregen, Donnerstag, 25. Oktober 2007, 11:04
Schreiben sie es doch in einem Monat :-)

Dann isses raus und fertig, und wenn Sie Lust haben, wischen Sie später nochmal drüber.

nyxon, Donnerstag, 25. Oktober 2007, 11:37
Diese Aktion, die mir bei Ihnen schon aufgefallen war, setzt voraus, dass man auch während des Novembers soviel Zeit für 175 Seiten hat ;)
"It's all about quantity, not quality."
Das ist irgendwie nicht meine Philosophie...

novemberregen, Donnerstag, 25. Oktober 2007, 13:27
Ich weiß was Sie meinen, denke aber, dass es eine gute Möglichkeit ist, eine Blockierung zu überwinden. Es hindert einen ja auch nichts daran, das alles später nochmal zu überarbeiten.

nyxon, Donnerstag, 25. Oktober 2007, 22:32
Ich werde bei zwei Präsentationen, drei Hausarbeiten und in jeder Woche zwei Berichte wohl zu wenig Zeit haben, um auch nur in die Nähe der 175 Seiten zu kommen.