Mittwoch, 15. November 2006
"Von allem was druff"
Wien, London, Prag - alles zu teuer und für wirklich spontane Aktionen kommt man auch nicht wirklich flexibel hin. Also, ab ins Auto und das deutsche Land unsicher gemacht!

Inspiriert durch einen Beitrag bei Appatoon hat es mich in die Pfalz verschlagen.

Die Tankstelle baut um, deswegen komme ich nicht in den Genuss der Brötchen, die ich als Frühstück angedacht habe. Naja, Pech halt. Ab ins Auto und losgefahren! Im Siegerland kommt das erste Mal die Sonne heraus und verhilft der Umgebung zu einem grandiosen Anglitz. Ein Bekannter von mir ist Flugschüler und startet aus dem Siegerland - jetzt weiß ich, weshalb.
Bevor ich überhaupt ankommen kann, gibt das Navi akkubedingt den Geist auf. Von wegen durch den Zigarettenanzünder gespeist... Ich komme dann trotzdem wohlbehalten an, im Land der Winzer, wie man sehr gut sehen kann.

Mein erster Stop gilt dem schönen Hambacher Schloss, das leider wegen Bauarbeiten geschlossen ist, wie ich durch ein Hinweisschild erfahren muss. Aber allein der Weg über die sich den Berg hochwindende Straße inmitten der herbstlichen Laubwälder und der atemberaubende Ausblick von oben macht den Aufstieg lohnenswert.
Den Rückweg beschreite ich dann anders, denn die Straße einfach wieder hinabgehen will ich nun eben nicht, also nehme ich den Weg durch die Weinfelder.

Mir scheint die Sonne im Gemüt, allerdings macht sich die lange Autofahrt bemerkbar, indem mein Magen knurrt und ich fast auf meine Zunge trete beim Laufen. Stellt sich die Frage: Wo bin ich nochmal und wie komme ich nach Neuleiningen, wo ich essen möchte? Leider lässt mich mein internes Navigationssystem im Stich, denn ich fahre zwar durch eine Reihe von kleinen Dörfern, die alle gleich aussehen und Charme haben, aber leider nicht mein Ziel sind.
Ich halte an und frage zwei Einheimische. Die machen sich erst über meine Unwissenheit lustig, dann darüber, dass ich nur schwerlich ihren Dialekt verstehe und geben mir dann mein neues Navigationssystem zur Hand.
Dieses funktioniert einwandfrei und so kann ich gegen zwei Uhr doch noch Neuleiningen als Ziel in meine Notizen schreiben.

Mich erwartet ein wunderschönes kleines Dorf an einem Weinberg, früher gänzlich umschlossen von einer Wehrmauer, heute in den Ruinen der Burg gelegen. Ich stöbere durch kleine Gassen, die von wunderschönen Häusern umringt sind. Kopfsteinpflaster und Fachwerk, wohin man schaut. Schmale Treppen führen zwischen den Häusern in die jeweils darunter oder darüberliegende Gasse. Ich fühle mich ein wenig wie in das Mittelalter versetzt, würde mich jetzt nicht wundern, wenn eine Prinzessin oder auch eine alte Magd meinen Weg kreuzen würde.


Ich kehre in ein kleines Gasthaus ein, das den passenden Namen "Zum Engel" trägt, denn im Inneren ist alles himmlisch dekoriert. Ein Keramikengel lächelt mir vom Tisch entgegen, Engelsbilder und Engelsteller, ja sogar Engelsservietten sind Programm! Ich bestelle einen "Pfälzer Teller" (Bratwurst, Leberknödel, Leberkäse, Speckbratkartoffeln und Sauerkraut) und einen trockenen Riesling und lasse mich in den Genuss fallen. Ich hatte ganz vergessen, wie mächtig diese Küche hier ist. Mächtig und köstlich! Genau wie der Riesling, von den ich zwei Flaschen mitnehme.
Zwischendurch klingelt mein Handy, es ist das Meinungsforschungsinstitut. Die Kündigung habe ich heute in den Briefkasten geworfen. Ich drücke den Anruf weg und mache mich mit vollem Bauch, sonnigem Gemüt und entspannter Seele auf den Rückweg.
Ich bin wohl in Gedanken noch in den Weinbergen, denn ich fahre Blödsinn zusammen. Irgendwann taucht vor mir die Silouette von Mannheim auf, ein schöner Anblick, der Erinnerungen weckt (das letzte Mal saß ich nur auf dem Beifahrersitz), mir aber auch sagt, dass ich falsch fahre. Irgendwann bin ich auf dem richtigen Pfad und cruise relaxt Richtung Dortmund. Die Pfalz verabschiedet mich mit einem sprachlosmachenden Sonnenuntergang.

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Raus
Kaffee.
Duschen.
Zweiter Kaffee.
Einpacken: Geld, CDs, Handy, Navigationsgerät, Wasser
Tanken.
Losfahren.
Irgendwohin.
Ich muss mal raus hier.

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