Freitag, 8. Juni 2007
Bei den G8 wird heute über die Afrikahilfe diskutiert. Es geht um wichtige Gelder für den Kampf gegen Aids, aber auch um allgemeine Entwicklungshilfe, um die Armut zu verringern. Wie klein der Wille zu helfen bei großen Konzernen ist, zeigt sich allerdings gut am Beispiel von Starbucks, dem Kaffeeimperium aus dem Vereinigten Staaten.


Dieser nett lächelnde Herr ist Jim Donald, Chef des weltgrößten Kaffeerösters Starbucks. Starbucks verkauft Spezialkaffee, unter anderem aus Regionen Äthiopiens, die Namen tragen wie Harar, Sidamo oder auch Yirgacheffe. 4 Dollar kann so ein Kaffee kosten - pro Tasse.
Die Menschen, die ihn anbauen und ernten sind einfache Menschen. Sie leben in Lehmhütten und laufen auch mal zwei Stunden zur nächsten Frischwasserquelle. Sie leben vom Kaffee und verdienen im Schnitt 50 Cent - pro Tag.
Ein Pfund Kaffee wird auf dem Markt für Rohstoffe mit 1,20 Dollar bewertet, das ist der höchste Preis. Der Schnitt liegt bei 80 Cent. Weiterverkauft wird der fertige Kaffee für 13 Dollar für ein halbes Pfund.

Dazwischen liegen Welten, nicht nur was den Preis angeht. Die eine Welt ist Äthiopien, das 40 % seiner Exporte mit Kaffee bestreitet und die Bevölkerung im Allgemeinen zumeist unter der Armutsgrenze lebt. In der anderen Welt lebt Starbucks, das mit seinen Kaffeehäusern auf der ganzen Welt im Jahr 2006 einen Umsatzerlös von 2,26 Milliarden Dollar eingefahren hat.

Äthiopiens Regierung wollte sich die Markenrechte an ihrem Kaffee sichern, die Namen der Kaffeeregionen sollten weltweit registriert werden, weil Marken heutzutage Geld und Macht bedeuten können. Getachew Mengistie fühlte sich dafür verantwortlich, er ist so etwas wie der Patentexperte in Äthiopien. Das Land wollte sich gegenüber seinem Hauptabnehmer Starbucks in eine bessere Verhandlungsposition bringen, denn hier greifen nicht die Regeln der freien Marktwirtschaft, dass die Nachfrage den Preis eines Angebots bestimmt. Hier bestimmte Starbucks den Preis.

Doch der Kaffeeröster fühlte sich angegriffen und holte zum Gegenschlag aus. Er hatte zuvor den wichtigsten Markennamen schützen lassen. "Die äthiopische Regierung bat Starbucks, den Antrag zurückzuziehen. Starbucks weigerte sich. Mengistie schlug Gespräche vor. Starbucks weigerte sich erneut."

Alles, was Mengistie und der zuständige Anwalt Argaw wollten, war ein höherer Preis für den hochwertigen Kaffee aus Äthiopien, eine Sicherheit für die vielen Kaffeebauern im Land. "Weniger als 1,20 Dollar werden zurzeit für ein Pfund Rohkaffee bezahlt, der Preis für Spezialitätenkaffee liegt ein paar Cent höher. [...] Ab 2 Dollar, sagt er, könnten die Bauern vom Kaffeeanbau leben [...]", sagt Argaw.

Ein Starbucks-Manager sagte später in einer Rede, "er stelle nicht nur sicher, dass Starbucks den weltbesten Kaffee kauft, "er achtet auch darauf, dass die Menschen, die den Kaffee anbauen, ein gutes Leben führen können". Zu einer Stellungnahme bezüglich des Kaffeekrieges ließ sich weder er noch ein anderer Starbucksoberer hinreißen. Es wurde lange verhandelt, ohne große Erfolge für beide Seiten.

Mittlerweile ist Starbucks eingeknickt und hat den Rechtsstreit für beendet erklärt. Beide Seiten treffen sich wieder, um Preise auszuhandeln. Anfang Mai hieß es, "man habe sich "grundsätzlich" geeinigt".
Starbucks hat dies nicht aus Nächstenliebe getan, sondern aus Imagegründen. Es wurde zu laut um den Spezialkaffee. Statt ihn nur zu trinken "stellen sich die Menschen in den Industrieländern die Frage, wie die Menschen leben, die ihren Kaffee ernten."

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