Ich, Blogger
Ein Fest für Mani

"Ein Weblog, häufig abgekürzt als Blog, ist ein digitales Journal. Es wird am Computer geschrieben und im World Wide Web veröffentlicht. […] Ein Blog ist ein für den Herausgeber („Blogger“) und seine Leser einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern dem Internetforum sehr ähnlich".
Quelle: Wikipedia


Jeder Mensch sollte eine Meinung haben. Mindestens. Jeder Mensch sollte seine Meinung vertreten. Mindestens. Jeder Mensch sollte die Gelegenheit nutzen, seine Meinung öffentlich zu vertreten. Und mehr. Aber ein Mensch besteht nicht nur aus Meinungen, sondern aus soviel mehr. Aus Gefühlen, aus Gedanken, aus Phantastereien, aus Stärke, aus Charakter. All diese Facetten gibt es gebündelt in einem Weblog.
Öffentlichkeit macht verwundbar. Das merkt man an jedem Tag, an dem man schreibt und sich ein Stück weit öffnet. Nicht immer werden andere Meinungen akzeptiert oder gutgeheißen. Das ist auch gut, denn eine Welt ohne Diskussion, ohne Reibungsflächen und Anstöße zum Selberdenken produziert Stillstand. Die Blogosphäre ist eine tendenziell tolerante und weltoffene Gemeinschaft, für jeden Freizone und erreichbare Oase. Doch manchmal kochen die Gemüter, gehen die Meinungen soweit auseinander, dass man keine Freundlichkeiten mehr aus dem Ärmel zaubern kann. Worte fliegen einem um die Ohren, manchmal nicht ganz jugendfrei, manchmal mit aggressivem Unterton und leider auch manchmal verletzend.

An einen gewissen Grad an Öffentlichkeit und privatem Auskotzen muss man sich dabei gewöhnen oder zumindest darüber hinwegsehen können, sonst läuft man Gefahr sich selbst in eine Sackgasse zu manövrieren, denn nur Publiphile werden langfristig Spaß daran haben.
Die Öffentlichkeit kann man ein Stück weit zurückdrängen, indem man sich selber nicht preisgibt, sondern seine Erlebnisse, Meinungen und Gefühle hinter der Maske einer Pseudoanonymität versteckt. Man kann eine Blume sein. Oder ein Tier. Manche sind auch Geister. Die Gefahr enttarnt zu werden oder gar sich selber zu enttarnen, weil man plötzlich seine Leser und Nachbarn aus dem Bloggerdorf lieb gewinnt, ist groß. Für Rampensäue bestimmt auch erstrebenswert. Die Mauerblümchen werden uns verlassen, denn wer die Offenheit des Internets nicht vertragen kann, ist nicht wirklich daheim.
Allzu oft wird man mit Kommentaren und kritischen Meinungen bombardiert, die manchmal genau an die Stelle treffen, die man eigentlich mit einem Schutzpanzer auszustatten gedacht hatte. Aber als Blogger sollte man immer darauf gefasst sein, dass man entblößt wird, samt Schutzpanzer. Es kann vorkommen, dass sich die Blogosphäre in ein FKK-Gebiet verwandelt, dass man Seiten an Menschen entdeckt, die einem lange verborgen waren und die man auch nicht unbedingt gerne gesehen hätte. Akzeptanz, Respekt und eine Prise von Abenteuerlust sind die Komponenten, dann kann alles gut werden.

Sie werden es bei mir nicht erleben, dass Kommentare zensiert oder gar gelöscht werden. Stattdessen werden sie manchmal das Gefühl haben, dass ich auf Krawall gebürstet bin, denn wo eine sachgerechte Diskussion nicht mehr gewährleistet ist, werde ich zur Wortwaffe greifen und das, was mir nicht zusagt, hübschverpackt in Wortbomben packen. Manche Betroffene werden sich dann angegriffen fühlen, aber damit wird gelebt werden müssen. Solche Dinge sind die Ausnahme, denn sie sind äußerste Maßnahme. Sie werden nicht erleben, wie ich mit 6 meiner anderen Nicknames Selbstgespräche führe, wie es in dem einen oder anderen Blog anscheinend Gang und Gebe war. Sie werden nicht erleben, dass ich Meinungen oder Aussagen zurückziehe, nur weil sie nicht gefallen. Überzeugen lasse ich mich, aber nicht in die Ecke drängen. Ich stehe zu dem, was ich einst schrieb und werde zu dem stehen, was ich in Zukunft schreiben werde. Es wird keine Rückzieher oder Fluchten geben.

Schließen werde ich mit einem Kommentar, der Anstoß zu diesem Beitrag war und der kontrovers diskutiert wurde in meinen virtuellen vier Wänden. Ein Kommentar, der zum Nachdenken anregte und polarisierte. Manche haben Passagen daraus missverstanden, weil nicht klar genug war, dass ich persönliche Gründe komplett ausgeklammert wissen wollte bei der Verbreitung meiner Meinung. Wenn es ums Aufhören, Flüchten und Beschränken geht nehme ich nur die an die Hand, die es aus nichtpersönlichen Stücken heraus taten oder tun. Die Reaktionen waren heftig, teilweise.
Ich war stolz darauf. Denn ich bin stolz, hier Bloggen zu können. Deswegen wird in nächster Zeit nicht aufgehört, nicht geflüchtet und erst recht nicht beschränkt. Denn es ist mir ein Fest.
"Aufhören oder Beschränken ist keine Lösung. Es hören nur Leute auf, die es sich leisten können und denen man dann hinterhertrauert. Rudi Carrell hat aufgehört. Leute, die aufhören, ohne dass es ein Aufhören ist, flüchten. Und Flucht ist Verzweiflung, respektive Schuld. Gerhard Schröder ist geflüchtet. Beschränken ist aber das Höchste. Beschränkt wird, was nicht gefällt, was gegen den Masterplan verstößt und im Weg steht. Putin beschränkt.
Sei kein Putin. Sei kein Schröder. Wenn, dann werde ein Carrell."

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