Dienstag, 19. Dezember 2006
How to become a Schriftsteller
Dienstag ist ja bei Herrn Nyxon immer großer Gorillaschnitzel-Special-Gedenktag. Jeder Dienstag. Immer. Sonntags wie Conny und Bert kann jeder. Montag wie Geldof-Bob oder Freitag wie Robert Smith auch. Dienstag liegt verwaist. Jetzt nicht mehr. Er wurde quasi in bester Stonestradition okkupiert.
Und da haben wir uns gedacht, dass zu so einem Gorillaschnitzel@B|L|O|S|A|T|Z auch mal ein ordentlicher Originalbeitrag gehört und das isser nun.
Darum mach ma einfach das, was wir können. Das ist zugegebenermaßen nicht sonderlich viel. Zoten reißen. Leutkens in die Pfanne hauen. Natürlich nur die, die es auch richtig verdient haben.
Das wird der Beginn einer steilen Karriere sein. Als Schriftsteller. Hier kommt der Masterplan:

Zuerst mal braucht es richtig literarisches Benehmen. Irgendeine Coolness. Ich finde das hat kaum einer so stilecht geschafft wie Ernest Hemingway. Drum legen wir uns zuerst den Hemingwayschen Habitus zu, überheizen die Wohnung (wir sind ja nun auf den Florida Keys oder in der Bodeguita del Medio) und setzen uns frühmorgens mit einem randvollen Glas Whiskey und nacktem Oberkörper vor die Schreibmaschine. Jaaaa, heute schreibt man eigentlich am PC. Aber hey: Thats not ernestlike.

Nun müssen wir wissen, was wir schreiben möchten. Zu Beginn reicht da Charles Bukowski. Inhaltlich. Im Casino das Honorar verzocken, danach eine Sauftour durch zig Kneipen beschreiben und danach erzählen, wie man eine leprakranke Hure gefickt hat, die gestunken habe, als sei sie gerade dem Hamburger Fischmarkt entkommen.

Danach sollte man sich ein ausgefallenes Vokabular zulegen. Am besten Wörter, die kaum noch einer kennt oder noch keiner kennt. "Landpommeranze" zum Beispiel, oder "Wuchtbrumme". Dann am besten noch ziemlich dreiste oder übersteigerte Sätze schreiben. Alles zusammenmixen und dann wie seinerzeit mit Lego alles zusammenbauen. Das könnte dann so aussehen:

"Er rammte seine Wuchtbrumme der andalusischen Landpommeranze hinein, bis diese von einem heftigen Würgreiz geschüttelt wurde. Ihre Augen tanzten wie seinerzeit Leuchtdioden auf Doris Schröder-Köpfs Köpfchen nach Gerds Wahlsieg."


Da ist alles drin: Sex, Politik, Macht, fremde Länder. Ein bißchen Crime könnte man noch reinnehmen...

Jetzt ist es wichtig, sich ein reges Liebesleben zuzulegen. Machen Sie´s wie Bert Brecht und halten Sie sich immer an die alten Griechen: Ehefrau, Hetäre, Konkubine. Umgeben Sie sich mit Models, 20jährigen Blondchen, die keinen Satz geradeaus sagen können und stellen Sie sich hin und wieder mal neben Vivienne Westwood. Schön wäre auch, wenn eine der Damen über ähnlich viel -oder besser: mehr- schriftstellerisches Talent verfügte, das Ihnen zur Verfügung gestellt werden könnte. Das erspart dann die eigene Arbeit.

Jetzt beginnt die Zeit der öffentlichen Auftritte. Das gehört gut vorbereitet. Am besten äußert man sich zu kontroversen politischen Themen. Ideal ist dabei für irgendeinen Diktator Partei zu ergreifen, dem grade Unrecht geschieht. Keine Sorge, das Publikum verzeiht alles. Peter Handke und Konstantin Wecker können das bestätigen.
Dann eine Lesereise veranstalten, einen richtig fies-kontroversen Text vorlesen und dann die richtige Theatralik entwickeln. Wie Kinski damals. Oder Handke eben.
Das geht so: Beim ersten unpassenden Zwischenruf eines dieser saudummen Pöbler und Gutmenschen sehr schnell, aber nur kurz aufblicken....die Lesebrille graderücken, den Kopf schütteln, seufzen und die Augen verdrehen und aufstehen. Nach vorne gehen, an den Rand der Bühne. Auf und ablaufen, die Hände auf dem Rücken. Erstmal die Szenerie auf sich wirken lassen und alles in die Länge ziehen. Dann unvermittelt lospoltern. Am besten schreien:

Arschloch!


Dann Pause. Kurz wirken lassen.
Ahnungsloses Arschloch!
Hast du die Weisheit mit dem Löffel gefressen, du Imperialistenarschloch?
Und dann vor dem Publikum den Kombattanten lächerlich machen:

Habt ihr ihn gehört? Dieser Totengräber der Gerechtigkeit hat dreist wie er ist meine Lesung gestört. Man sollte dir die Fresse polieren, du Arschloch


Damit schafft mans definitiv ins Fernsehen. Man wird in Talkshows sitzen, die Feuilletons werden randvoll sein. Jetzt sind wir so omnipräsent wie Peter Scholl-Latour und reden am besten auch so, dass uns das Publikum nicht mehr versteht. Die Preise werden jetzt von alleine kommen.

Und wenn dann mal die Zeit der Preise und Ehrungen kommt: Alles annehmen, den Literaturnobelpreis aber auf jeden Fall ablehen:

"Ich möchte nicht in einer Reihe mit diesem SS-Grass stehen."

Permalink (17 Kommentare)   Kommentieren