Regionalblues
Heute habe ich mich verliebt. Es war im Regionalexpress, Hamm nach Aachen über Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg, Düsseldorf, 9.45 Uhr von Gleis 16, mit fünf Minuten Verspätung. Nachdem ich mich durch eine schwarzafrikanische Combo mit etlichem Musikgerät gekämpft hatte - der Kleinste von ihnen, wohlmöglich 10 oder 11 an Jahren, das kann ich immer nur schwer einschätzen, mit einer riesigen Pornosonnenbrille auf der Nase, wie sie letztes und vorletztes Jahr "in" waren -, fand ich einen Platz - und sie neben mir.
Zarte Eleganz mit dunklem Teint. Erdige Farben an Kleidung. Sie sah aus wie Sommer und durftete nach Frühling. Die Augen, dunkel, vielleicht mandelfarben, mit flüchtigen unaufdringlichen Blicken ist auch das nicht mit Gewissheit zu verbürgen, funkelten selbstbewusst. Sie las eine Tageszeitung und als sie den Artikel über den Olympischen Fackellauf und China und die Demonstranten aufgeschlagen hatte, murmelte sie ein überzeugtes "Arschlöcher". Ist sie genauso klug wie hübsch meinte sie damit die Chinesen und nicht die Demonstranten.
Sie stieg in Bochum aus. Zehn Minuten Frühling im Regionalexpress von Hamm nach Aachen über Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg, Düsseldorf, 9.45 Uhr von Gleis 16, mit fünf Minuten Verspätung.

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jammernich, Dienstag, 8. April 2008, 18:48
Ja, manchmal kann man als Autofahrer neidisch sein auf Regionalexpressfahrer, trotz 5 Minuten Verspätung };-)

nyxon, Mittwoch, 9. April 2008, 00:15
In den meisten Fällen bin ich gerne Regionalexpresser, Verspätungen hin oder her. Ich mag dieses Nahverkehrspendeln.