Sonntag, 20. April 2008
Rundgang
Rausgetraut habe ich mich heute. Alleine. Ohne Sonnenbrille. Nur mit einem leichten Hemd über dem noch zu formenden muskulösen Oberkörper in spe. Halb Dortmund hat sich ebenfalls zu diesem Schritt entschieden, auch wenn manch einer vielleicht später bereut hat. Dazu später mehr. Beim Gehen habe ich gemerkt, dass ich nur die Seitenstraße bis zum Ende durchmarschieren muss, dann stehe ich nach wenigen Minuten direkt vor dem Florian. Wenn ich mich dann nach rechts drehe direkt vor dem Telekomgebäude. Der Florian ist zwar weniger imposant, dafür aber weniger gefühlsvorbelastet. Obwohl, vor vier Jahren... naja, wurscht.

Ich spüre, wie die Sonne in mir für den Winter eingesperrte, geheime Wünsche emporsprudeln lässt. Das ist immer so, wenn der Frühling kommt, dann denke ich mir, was ich mir eigentlich alles seit Jahren beschaffen wollte und manchmal kommt auch etwas Neues hinzu. Alt: Cabrio, neue Freundin, Sonnenbrille mit neuer Stärke, damit ich auch eine tragen kann bei solchem Wetter ohne vor Autos und gegen Menschen laufen zu müssen. Neu: einen Hund. Ehrlich, nichts gegen das Fellknäuel in meiner Wohnung, die sich wahrscheinlich gerade an den Tapetenfetzen im Schlafzimmer vergeht, aber manchmal stelle ich mir das richtig schön vor, mit einem kleinen Hund bei Sonnenschein und Frühlingsduft durch die Gegend zu schlendern. Für Winter und Schlechtwettertage bräuchte ich natürlich einen kompetenten Sitter.

Elegant weiche ich so einigen Leuten aus, die aus dem Westfalenpark strömen. Ein kleiner Junge muss wohl seine Augen in der Schirmmütze haben, denn obwohl er wie gebannt auf seine Playstation portable starrt, während er sich strammen Schrittes auf mich zubewegt, weicht er von sich aus kurz vor knapp aus. Eine kleine Frau mit südländischem Teint lässt ihre Zähne aufblitzen, als ich ihr einen "Hallo Scheinheit"-Blick zuwerfe. An der Ampel, die für diese Sache für alle Beteiligten bestimmt zu lange auf Rot stand, höre ich den Streit eines jungen Paares mit Hund mit. Offizieller Höhepunkt meines Lauschangriffs: ihr Vorwurf, er rede um den heißen Brei herum und er pariert, sie verstehe einfach nicht das Problem als solches. Der Rest ist Plärren ihrerseits, das ich nicht mehr mitbekomme. Raschen Schrittes sichere ich mir die Poleposition.

Ein Eis hole ich mir nicht. Heute nicht. Irgendwie fehlt dazu noch das letzte Grad auf dem Thermometer. Auf dem Friedensplatz, der letzte Fixpunkt meiner großen Süddortmundrunde, wird abgebaut. Sanfte Nachwehen einer großartigen Partynacht wie ich von einer Gruppe Fans höre. Ob sie schon wieder oder immer noch unterwegs sind, höre ich aus dem Gespräch nicht heraus. So oder so, ich fühle mich gut.

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So eine Tapetenkonstellation macht mich echt kirre im Kopf. Statt wie in den übrigen Räumen angefeuchtet von der Altbauwand zu flutschen, lässt sich dieses widerspenstige Ding nur mit der oberen Schicht problemlos lösen. Darunter verbirgt sich eine zweite Schicht, auf der grobe Holzspahnplättchen hocken. Plättchen rieseln herab, aber die eigentliche, auf der Wand klebende Tapetenschicht ist nur mit roher Gewalt wegzukriegen. Das Schlafzimmer wird wohl allein beim Tapetenlösen endlos Zeit verschlingen...

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