Montag, 23. April 2007
Die Seelenfänger - Teil 8
Teil 1 - Anlaufschwierigkeiten
Teil 2 - Der erste Kontakt
Teil 3 - Die Marketingmaschinerie
Teil 4 - Wahrheit halb und halb
Teil 5 - Tiefendurchsuchung
Teil 6 - Männlein, teste dich!
Teil 7 - Das Helfersyndrom



Teil 8 – Kläranlage Mensch

„Ich habe gemerkt, dass es wohl ein wenig mehr Bereiche geben könnte, in denen du unsere Hilfe brauchen könntest.“ Aha, darauf läuft es also hinaus. „Du hast letztens gesagt, dass du lernen möchtest, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wie stehst du neuen Projekten gegenüber? Startest du lieber welche von dir aus, führst du lieber aus oder stoppst du auch öfters Projekte, die dir nicht gefallen?“

Ich erkläre, dass ich gerne Anschläge für Projekte gebe, die dann aber von anderen ausgeführt werden und dass es mir widerstrebt, bereits angelaufene Dinge zu stoppen, dass ich aber mit Stillstand während einiger Projekte nicht wirklich klarkäme. Alles Fakten, die tatsächlich mich betreffen, aber ich habe jetzt nicht die Zeit, um den unselbstständigen Maximilian weiter auszubauen.
Dann werde ich gefragt, ob ich jemals etwas sehr gewollt, aber nicht bekommen hätte. Mit so einer Frage kann man wohl jedem eine bejahende Antwort entlocken, denn ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass es einen Menschen gibt, der stets all das bekommen hat, worauf er zeigte. Würde ich jetzt Nein sagen, käme man bestimmt auf meine Kindheit zu sprechen und auf das Klischee des Schokoriegels, den man nicht gekauft bekam. Ich sage allerdings Ja und bediene dann ein anderes klares Klischee.

Ich erzähle von einer Frau, die ich sehr geliebt habe, die für mich aber unerreichbar war und ich deshalb nicht an sie herankommen konnte. Das kann Christina nur zu gut verstehen, aber es ist ihr nicht genug. Sie will noch etwas hören. Also erwähne ich WM-Karten. Die wollte ich zwar nicht wirklich haben, da ich es direkt aufgegeben hatte, daran zu glauben, ich könnte welche bekommen, aber Maximilian hat dafür jetzt sehr gekämpft und musste am Ende doch auf das Public Viewing zurückgreifen.
Jetzt habe ich wohl endlich genug Probleme für Scientology. „Ich hab dir das letzte Mal ja ein Seminar zur Stärkung deiner Persönlichkeit vorgeschlagen, aber ich glaube, du solltest lieber einige Dianetiksitzungen mitmachen.“

Dianetik – ein Kaffeekränzchen für Möchtegernpsychologen. Man sitzt in einem Auditing zusammen und die schmerzhaften Erlebnisse, die das heutige Leben unbewusst immer noch beeinflussen, werden hervorgekramt, analysiert, bewältigt und man selbst tut einen Schritt in Richtung Clear.


Clear ist der ausgeglichene, emotional stabile Mensch, der sich seines Selbst vollkommen bewusst ist und dessen reaktionärer Verstand vollkommen ausgeschaltet wurde.
„Was wäre das für eine schöne Welt, wenn alle Menschen über die Fähigkeit der Dianetik verfügen würden. Die Welt wäre sicher, es gäbe keine Kriege mehr, denn jeder Konflikt fängt ja im Kleinen an und steigert sich dann entsprechend. Es kommt immer darauf an, wie viel Macht dieser instabile Mensch dann hat oder erreichen kann“, schwärmt mir Christina vor und ich gebe einige Ergänzungen in die Richtung gehend, dass ich verstanden habe, wie wichtig so eine geclearte Menschheit sei.

Herr Bush und Herr Ahmadinedschad sollten sich dringend in einem gemeinsamen Auditing zusammensetzen und sich gegenseitig ihre schmerzhaften Erlebnisse austherapieren.


[...wird fortgesetzt]

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Was will man mehr?
23. April. Tag des Buches und Tag des Bieres. Perfekt!

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Zwiebel


Dreimal gehäutet. Und ich habe nicht einmal ein Jahr rum.

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