Donnerstag, 24. Juli 2008
O.
Beim Bowlen, das mit dem Unit-Abend im Zusammenhang stand, habe ich verloren. Soviel dazu. Jetzt kommen wir zu den wichtigeren Themen dieser vergangenen Tage. Während ich Anfang dieser Woche noch typische Lowbudget-Praktikantenarbeiten verrichten durfte ("Wir brauchen verschiedene Arten von Coca Cola-Flaschen für ein Fotoshooting"), arbeite ich mich langsam hoch. Ich mache nicht den Fehler und bin zu schnell, ich mache nicht den Fehler und bin zu langsam. Und ich frage nach Arbeit, das scheint manche dort auch zu beeindrucken. Lange Rede, kurzer Sinn - ich darf jetzt arbeiten. Heute habe ich meine erste größere Rechercheaufgabe mit anschließendem Verfassen eines Thesenpapiers erhalten. Und ab nächste Woche - dann sind die Praktikanten der alten Schule fort geflogen - werde ich Mitglied in einem Arbeitskreis für CSR (Corporate Social Responsibility) werden und dort auch an offiziellen Meetings teilnehmen dürfen.


Heute waren wir dann zur Entspannung nicht Bowlen, sondern Obama schauen. Und obwohl die Familie vor mir eine ganze Batterie an Kindern hervorzauberte und sie auch hübsch fein auf den Schultern tragen musste, habe ich ihn tatsächlich auch gesehen. Erst auf der Leinwand und später, nachdem mich fast ein Wagen der Polizeieskorte überfahren hat, auch in seinem Wagen, der am Potsdamer Platz vorbei seinen Weg zum Adlon suchte. Wäre ich fein genug gewesen, hätte ich vielleicht auch einen Blick im Ritz auf ihn werfen können, wo er angeblich vor seiner Rede noch einmal schnell schwitzen wollte.
Was soll ich großartig sagen, was man nicht in den Nachrichten und diversen Blogs bereits lesen kann. Der Mann ist auch nur ein Politiker, der Reden schwingt. Im Gegensatz zu anderen kann er das aber wenigstens ordentlich. Was alle amerikanischen Medien ständig preisen, stimmt in der Tat: der Mann kann einen mitreißen! Ich kann mir kaum vorstellen, was wir zu Zigtausenden eine Stunde wartend auf einer Straße stehen, um Frau Merkel oder Herrn Beck begeistert zuzujubeln. Dem Gas-Gerd, dem alten Gasserhauer, dem früher vielleicht noch.

Fakt ist, dass mich die Tage schlauchen, egal wie sie am Ende ausgehen. Ob nett zusammensitzend am Küchentisch, ob mit Oberschenkelzerrung auf der Bowlingbahn oder mit massenkompatiblen Veranstaltungen zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Ich freue mich apathisch auf das Wochenende, das sogar richtig gut werden soll. Ich freue mich auf ein oder zwei Stunden länger schlafen und auf freie Zeit ohne Monitorings, Clippings, Recherche und Meetings. Was mich selber ein wenig überrascht, mehr als erwartet, ich freue mich auf irgendwann, später, wenn dieser ganz bestimmte Tag beginnt.

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