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Praktikumsbedingt wildere ich gerade auf den Homepages und Internetforen der Linken herum und erhalte dadurch einen recht deutlichen Einblick, welche Einflüsse sich auf einen Teil der linksextremen Vereinigungen und Zusammenschlüsse einwirken. Von den seit längerem etablierten Parteien Deutschlands kennt man ja aus den Nachrichten den einen oder anderen Namen von internen Verbänden. Wenn sich zum Beispiel in der SPD - Sie wissen, das ist diese Partei, die irgendwann einmal die größte Deutschlands war und irgendwann auch einmal wichtig war - der Seeheimer Kreis mit der Parlamentarischen Linke streitet, weiß man, dass es einen Streit zwischen den Konservativen und den Sozialisten gibt. Oder wenn die Realos der Grünen mit den Fundis aus derselben Partei sprechen, kann man auch die Strömungen erkennen.
Linke waren für mich lange Zeit einfach nur Linke. Realitätsferne, enttäuschte Sozialdemokraten und Alt-Kommunisten, die sich in ihrem Traum nach sozialer Gerechtigkeit und ein bisschen Frieden gegenseitig in den Arm nahmen und in eine bessere Welt kuschelten. Dass es aber auch bei den Linken durchaus politische Strömungen und Flügel gibt, war mir bis vor kurzem nicht bekannt. Erst durch meine, zu mancher Zeit wirklich recht intensiven, Recherche landete ich auf den unterschiedlichen Ebenen der Partei und der außerparlamentarischen Zusammenschlüsse.

Ich bin gleichermaßen überrascht, wie vielschichtig sich die Linken in Deutschland positionieren als auch wie verklärt das Weltbild mancher linksextremistischer Vereinigung ist. Bei meiner Suche bin ich auf das eine oder andere Dokument gestoßen - Reden zu öffentlichen Veranstaltungen, Essays zu wirtschaftlichen Themen oder auch Parlamentsanträge - und dachte, ich hätte ein historisches Schreiben vor Augen. Den Umstand der globalisierten, kapitalisierten Welt nicht ausblendend, doch zumindest in Gänze in Frage stellend, präsentierten sich Weltanschauungen, die nicht einmal ein Stamm von neobucktanischen Ureinwohnern verfolgen würde.
Und welche jungen, möglicherweise der Welt Mehrwert bringende Menschen sich in solche Welten flüchten!
Beängstigend.



Bildquellen: Forum Demokratischer Sozialismus; Linksjugend'[solid]

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gorillaschnitzel, Freitag, 29. August 2008, 22:46
Sahra Wagenknecht und ihre kommunistische Plattform dürfte dir doch nicht entgangen sein (ey, die Ische sieht aber mal...)

Aber mal ernsthaft: Ich weigere mich, die Linke ins "althergebrachte" Parteienspektrum aufzunehmen, vielleicht habe ich da zuviel DDR und Mauerschießerei noch miterlebt. Aber dennoch bin ich bereit zu konstatieren, dass so einige "linke" Positionen auch mir nicht unvertraut sind und zwar aus den 80erngotthabselbigeselig. Und sollte sich -äähh mich- die SPD fragen, woher denn Mitgliederschwund und Popularitätsverlust mitsamt des gleichzeitigen Aufstiegs der Linken denn wohl herrühren: Fragt mal den Gas-Gerd. Oder einen HartzIV-Empfänger.

nyxon, Freitag, 29. August 2008, 23:11
Entgangen keineswegs und auch der Umstand, dass ihre letztlich nicht erfolgreiche Bewerbung um einen Sitz im Parteivorstand scharf diskutiert wurde, gab einen Einblick über die verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei.
Mir war bisher nur nicht klar, wie komplex die Struktur der Linken ist.

Es gibt Zusammenschlüsse, die extrem kommunistische oder marxistische Parolen bieten und die für mich fernab aller Wirklichkeiten sind. Andere linke Positionen kann ich zumindest mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen, auch wenn ich mich der ideologischen Sichtweise nicht anschließen kann.

Über kurz oder lang wird sich die Linke als Partei fest etablieren, denke ich. Die Grabenkämpfe derzeit sind die Auswirkungen des Abnabelung von den "neuen" Sozialdemokraten. In der Vergangenheit gab es ähnliche Angstzustände und Diskussionen bezüglich den Grünen. Und man siehe, wo die sich jetzt befinden.
Übrigens: Der immense Verlust an Wählerstimmen bei der SPD ist erst eingetreten, seitdem die Partei selber nicht weiß, wohin es gehen soll. Direkt nach Umsetzung der Sozial"reformen" lag sie dennoch bei knapp 40 Prozent.

gorillaschnitzel, Freitag, 29. August 2008, 23:23
Ich bin ja wirklich froh, dass die Personalie Wagenknecht eher auf der sehr unteren Schiene rangiert. (Das macht es mir überhaupt erst möglich, die Partei ernstzunehmen).

Die -sympathischen- vermeintlich "linken" Positionen übrigens hat die SPD selbst noch vor 10 Jahren vertreten und genauso sehe ich den Aufstieg der Linken: Zustimmung zur SPD bei Verabschiedung zu den Sozialreformen bei 40 Umdrehungen? Nicht in einer ordentlich demokratisch durchgefürten Wahl! Die Werte der SPD sanken kontinuierlich (und werden das auch weiter tun) mit jedem Kahlschlag und mit jeder Bosheit. Zurecht, meine ich. Und das konstatiert nun jemand mit einigermaßen sozialdemokratischer Familienbiographie. Ich mag da nur einer von vielen sein: SPD? Momentan unwählbar.
Die Linke wird sich -imho- dann als feste Größe etablieren, wenn es die SPD nicht schafft (und danach sieht grade alles aus), "traditionelle" Besitzstände zu wahren, bzw. zu vertreten und man rumeiert wie bisher.
Das, was nun stattfindet, darf man innerhalb der bisherigen "Linken" getrost als "Revolution" benennen.

nyxon, Freitag, 29. August 2008, 23:47
Da sich die Linke trotz Rückbesinnung der SPD auf sozialdemokratische Werte etabliert, ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Und auch nicht, dass die SPD zur letzten Bundestagswahl trotz der umgesetzen Sozialreformen und trotz Antritt einer linken Vereinigung, die nur formal nicht als geschlossene Linke antreten konnte, fast 35 Prozent schaffte. Dass die SPD derzeit (und wahrscheinlich auch in näherer Zukunft) bei 20 Prozent dümpelt, liegt am fehlender politischer Orientierung - woran die Linke ja nicht gerade unschuldig dran ist :)

Ich muss zugeben, dass ich derzeit keine Partei für wirklich wählbar halte, obwohl ich auch aus einer traditionell sozialdemokratischen Wählerfamilie stamme.

gorillaschnitzel, Freitag, 29. August 2008, 23:53
Eben der letzte Satz (den ich übrigens bereits zigichweißnichtmal gehört habe), müsste bei den Genossen der SPD eigentlich alarmieren. Aber irgendwie scheint es noch nicht angekommen, dass deren Stammwählerschaft keine Lust mehr auf den Scheiß hat (und damit meine ich ausgesprochen nicht dich oder mich sondern ehemals treue SPD-ler, die beinahe 50 Jahre getreu das Kreuz hinter die SPD gesetzt haben)