P-Dorf
Gestern Nacht fiel mir spontan im Bett ein, was ich letzten Sommer im Sommer vor etlichen Jahren getan habe. Die Erinnerung kam beim Durchgehen der Einkaufsliste, in dem ich Kochen mit dem Gedanken an einen Blumentopf mit Küchenkräutern verband und mich dann daran erinnerte, dass ich als kleiner Furz mal einen Gewürzdosensetzkasten für meine Mutter gezimmert hatte, der sich tatsächlich immer noch im Gebrauchsumfang der mütterlichen Küche befindet.
Einher mit dieser Erkenntnis ging dann die Erinnerung, unter welchen Umständen dieses Zimmern stattfand.

Es waren die Jahre, in denen ich mich freiwillig etliche Tage in der Woche im Jugendzentrum Pestalozzidorf herumtrieb. Insider nannten oder nennen es mittlerweile offiziell P-Dorf. In dieser Zeit bot das Zentrum noch die unterschiedlichsten Kurse zum Mitmachen an. Ich besuchte regelmäßig das Werken, versuchte mich einige Male im Fotokurs und stand auch bei der Kinderdisko oder dem Kinderkarneval regelmäßig in der Ecke und interessierte mich nicht für Mädchen. Herrje, muss das lange her sein... Selbst ein Geburtstag wurde mal in der angemieteten Disko gefeiert, der dafür bestellte DJ (ein Jugendlicher des P-Dorfs) stand aber nach gewisser Zeit alleine hinter seinen Scheiben. Wir waren wohl noch in dem Alter, wo Musik und Party nicht an erster Stelle standen. Wenn ich mich recht erinnere, spielten wir zum Schluss Fangen auf dem Parkplatz.
Im Sommer gab es das P-Dorf-Sommerfest mit Hüpfburg, Grillfleisch und dem Spielmobil, das mich immer an den Bauwagen von Peter Lustig erinnerte und deshalb allein schon Interesse weckte. Da aber meiner Erinnerung nach nie Peter Lustig persönlich ausstieg, verlor es für mich schnell an Glanz.

Im Werkkurs stellte ich nach und nach fest, dass ich die Begabung meines Vaters für Holz und Schrott genauso wenig geerbt hatte wie das Interesse und den Spaß daran. Zwar hämmerte, bohrte, sägte, schmirgelte und leimte ich wie ein Weltmeister, aber wirklich erquicklich fand ich es wohl nie. Nur das Floß, das wir einmal in einer Gruppenaufgabe fertigbrachten, hatte mich wirklich stolz gemacht.
Der Fotokurs bot mehr interessante Aufgaben, doch war es dort wohl immer schwer für mich, da ich bestimmt der Jüngste dort gewesen war. Ich kann mich zumindest daran erinnern, dass ich die schönen semi-professionellen Aufnahmen der anderen Kursteilnehmer bewunderte, während ich selbst nur mit Aufnahmen von Tante Helga und Mama am Kaffeekränzchentisch aufwarten konnte. Schön entwickelt habe ich sie dennoch und das war wiederum eine Sache auf die ich stolz war.

Das P-Dorf ist mittlerweile wohl mit der Zeit gegangen und hat seine Angebote merklich ausgedüngt. Das Werken gibt es aber immer noch, wie ich auf der Homepage festgestellt habe. Und auch der Kinderkarneval und das Sommerfest sind wohl noch fester Bestandteil eines Jahres.
Gut finde ich, dass das Jugenzentrum auch aktuelle Problematiken aufgreift und Hausaufgabebetreuung in Kooperation mit dem nahliegenden Schulzentrum sowie ein Bewerbungstraining für Jugendliche anbietet. Auch, wenn ein Teil des Kurstitels für die pubertierende Masse wohl anderes versprechen mag: "Nimm mich - Bewerbungscoaching"

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