Freitag, 20. Juli 2007
Summer in the City

Permalink (6 Kommentare)   Kommentieren

 


Kulturkaleidoskop
Der Spiegel und ich. Das ist eine lange Geschichte. Kohl wurde abgewählt, Schröder gewählt. Damit begann meine Beziehung zum Spiegel und dauert seit Jahren in einem Abonnement an. Was das Politische angeht, vertraue ich dem Spiegel - er ist am Aufbau meiner Meinungen beteiligt, schiebt sie mir aber nie fertig am Stück herüber.

Mit einem Teil des Spiegels gehe ich allerdings so gut wie nie konform. Der Kulturteil ist nicht mein Freund, sondern ehe der Part am Ende, der mich weder von den Thematiken her sonderlich anspricht, noch in bestimmten Artikeln meine Meinung wiedergibt oder eine passende aufbauen kann. Nehmen wir die Film- und Buchkritiken. Filme, die vom Spiegel geradezu zerrissen werden, finde ich zum größten Teil gut gemacht. Bücher, die von den Redakteuren aufs Höchste gelobt werden für ihre Tiefsinnigkeit und ihren gesellschaftlichen Nutzen, lese ich in der Buchhandlung nur mit ein paar Seiten an, dann merke ich bereits, dass mich weder Thema noch Stil groß tangieren.

Diese Woche wird Quentin Tarantino mit seinem neusten Film an den Pranger gestellt. Stellenweise liest sich der Artikel so, als habe der Autor in Tarantinos Filmen einen tieferen Sinn gesucht. Dabei sollte man doch von Tarantino wissen, dass dieser einfach Spaß beim Dreh haben möchte und diesen Spaß am Umsetzen im fertigen Material an den Zuschauer weitergeben möchte. Die Charaktere werden durch das Gesamtwerk charakterisiert und nicht allein durch einzelne Szenen. Dieser Regisseur ist ein kranker Arsch - und deshalb mag ich ihn so sehr.

"Die grotesken Metzelorgien führten schon in den "Kill Bill"-Filmen zu ästhetischer Ödnis", schreibt man. Ich für meinen Teil fand Kill Bill äußerst ästhethisch, gerade aufgrund der gelungenen Martial Arts-Sequenzen. "Tarantino zeigt in "Death Proof" penetrant die Füße seiner Darstellerinnen. [...] Auch ich habe meinen Fetisch, will er wohl sagen." Daran, lieber Autor, hatte ich bereits keinen Zweifel mehr als er als Darsteller in "From Dusk till Dawn" Alkohol vom Fuß Salma Hayeks schleckte.
Tarantino ist sicherlich nicht jedermanns Sache, entweder man kann etwas mit seiner Art Filme zu machen anfangen oder eben nicht. Ich wünsche mir nur von manchem Kultur- und Feuilletonredakteur einen differenzierteren Blick auf Filmemacher und Buchautoren.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren